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Kultur
26.09.2023

Klassikwelten erleben

Werner Bärtschi, Initiant der Meisterkonzerte und selbst passionierter Komponist und Pianist, blickt dem dritten und letzten Konzert der diesjährigen Durchführung voller Vorfreude entgegen.
Werner Bärtschi, Initiant der Meisterkonzerte und selbst passionierter Komponist und Pianist, blickt dem dritten und letzten Konzert der diesjährigen Durchführung voller Vorfreude entgegen. Bild: zVg. / Helmuth Scham
Mit Krystian Zimerman trumpfen die Schaffhauser Meisterkonzerte beim dritten und letzten Konzert dieser Saison mit einer Koryphäe der klassischen Musik auf. Der Schweizer Pianist mit polnischen Wurzeln tritt am Freitag, 29. September, 19.30 Uhr in der Kirche St. Johann in Schaffhausen auf.

Ein Extrakonzert besonderer Klasse geht am kommenden Freitag im Rahmen der Schaffhauser Meisterkonzerte über die Bühne: Der weltbekannte Pianist Krystian Zimerman tritt in der Kirche St. Johann auf. Ein wahres Geschenk für die Schaffhauser Klassikszene, wie Werner Bärtschi, Initiant der Meisterkonzerte und selbst passionierter Komponist und Pianist, im Gespräch mit dem «Bock» ausführt. 

18. Durchführung der Meisterkonzerte

Der Ursprung der Schaffhauser Meisterkonzerte reicht 20 Jahre zurück. «Als wir damals nach Schaffhausen zogen, hatte ich keine besonderen Pläne. Ich wollte hier in Ruhe meiner musikalischen Arbeit nachgehen», erinnert sich Werner Bärtschi. Doch bald sah er sich mit einer eigenartigen Erwartung konfrontiert. «Die treibende Kraft dahinter war Rolf Müller, der dem früheren Stadtpräsidenten Marcel Wenger damals steckte, dass ich das Potenzial habe, etwas auf die Beine zu stellen.» 

Kurz zuvor hatte die Musikschule Schaffhausen gerade ihre Berufsabteilung verloren. So entstanden die Schaffhauser Meisterkurse – ein neues Format, mit dem erfahrene, aber auch junge hochbegabte Künstler:innen von weit her in die Munotstadt gelockt werden sollten. «Das war nicht so schwierig, denn ich wusste, dass meine Kollegen aus der Klassikszene sicher gerne dabei sind», so der gewiefte Musiker. Nach der ersten erfolgreichen Durchführung stieg die frisch gegründete Stiftung Werner Amsler ein, noch ein Jahr später wurden zum ersten Mal auch die Schaffhauser Meisterkonzerte durchgeführt.

Was ihn an der Klassik so fasziniert? «Es ist die hochkarätigste und wertvollste Musik, die es gibt. Aus diesem Grund spielen wir bis heute Bach, Mozart und Beethoven», und ergänzt: «Die Musik hat die Chance, den Zuhörenden ein tiefes Erlebnis zu bieten.»

Meisterliches Konzertvergnügen: Die Gebrüder Lucas und Arthur Jussen eröffneten die diesjährigen Schaffhauser Meisterkonzerte am 1. September. Bild: zVg. / Helmuth Scham

Das dritte und letzte Konzert 2023

Den Auftakt in die diesjährige Konzertreihe machten die Gebrüder Lucas und Arthur Jussen am 1. September. «Mit knapp 30 Jahren sind die beiden Holländer noch relativ jung», so Werner Bärtschi, dem bewusst ist, dass das Klassikpublikum einen Altersdurchschnitt von über 50 Jahren hat. «Aus meiner Sicht sind die Brüder mit ihrem Klavierspiel dem Begriff Meister auf jeden Fall gewachsen – es war umwerfend.» Beim zweiten Konzert am 17. September verwöhnte das Kuss Quartett aus Deutschland die Klassikliebhaber:innen in der Kirche Burg in Stein am Rhein. Zur Solistenauswahl meint Werner Bärtschi: «Ich schaue, wer momentan gut dran ist, wer überhaupt nach Schaffhausen kommt und zugleich bezahlbar ist.» Je nach Künstler:in befinden sich die Gagen im fünfstelligen Bereich.

«Der Termin war lange offen»

Mit Krystian Zimerman darf sich das Schaffhauser Klassikpublikum auf einen dritten musikalischen Meister freuen. Der Schweizer Pianist mit polnischen Wurzeln ist ein Musikerfreund von Werner Bärtschi. «Er ist eine Koryphäe in der Klassik», sagt dieser. «Sein Spiel ist perfekt und geprägt von etwas Luzidem.» In seiner Ausstrahlung befinde sich stets eine gewisse Heiterkeit. «Man bekommt das Gefühl, er vergnügt sich dabei.»

Der musikalische Werdegang des 66-jährigen Pianisten ist beachtlich: 1975 gewann er als 8-Jähriger den Chopin-Wettbewerb in Warschau und ging als jüngster Sieger in die Geschichte des renommierten Wettbewerbs ein.

Ab 1976 arbeitete er mit Artur Rubinstein, Claudio Arrau, Emil Gilels, Swjatoslaw Richter und Arturo Benedetti Michelangeli zusammen. Sein Weg ging steil bergauf, zuletzt gewann er 2022 den Praemium Imperiale für Musik. «Das ist der Superpreis, den das japanische Kaiserhaus einmal im Jahr vergibt», so Werner Bärtschi. 

Krystian Zimerman nach Schaffhausen zu holen, sei eine ziemliche Herausforderung gewesen. «Wir hatten schon längst nach einem Datum angefragt, doch Zimerman hielt uns hin und sagte immer wieder, dass es irgendwann im September möglich sei. So reservierten wir alle potenziellen Termine im St. Johann, bis er sich schliesslich für den 29. September entschied», blickt Werner Bärtschi zurück. Üblich sei es, die Künstler etwa ein Jahr im Voraus zu buchen. «Musiker:innen haben ihren Jahreskalender – aber Zimerman hat keine Agentur und macht, was er will.» 

Klassik für alle

Werner Bärtschi ist sich dessen bewusst, dass nur eine Minderheit klassische Musik hört. Was ihm jedoch wichtig ist: «Es gibt Menschen, die sich von Klassikkonzerten ausgeschlossen fühlen. Sie denken, sie sei den Mehrbesseren vorenthalten – zu Unrecht.» Beispielsweise besteht in Schaffhausen eine Zusammenarbeit zwischen den Meisterkonzerten und «Integres», welche Menschen mit Migrationshintergrund den Zugang erleichtert. Der Komponist benutzt gerne das Wort elitär: «Das heisst für mich nicht, dass Klassik für eine obere Schicht ist, sondern ich meine damit, dass es das Beste, was im Menschen steckt, anspricht.»

Weitere Infos über Krystian Zimerman sowie Tickets sind auf meisterkonzerte.ch erhältlich.

Lara Gansser, Schaffhausen24