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Schaffhausen
05.09.2023

das Pokerface ist «All-in» gegangen

Mögen die Turniere beginnen. MunotPoker GmbH-Inhaber Marcel Messora ist bereit für heisse Pokernächte, die immer mittwochs bis samstags stattfinden.
Mögen die Turniere beginnen. MunotPoker GmbH-Inhaber Marcel Messora ist bereit für heisse Pokernächte, die immer mittwochs bis samstags stattfinden. Bild: Ronny Bien
Seit Anfang September hat Schaffhausen einen Pokerclub. Im Herblingertal ist ganz frisch die neue Munotpoker GmbH beheimatet, die vom Pokerliebhaber Marcel Messora ins Leben gerufen wurde. Für den 42-jährigen Schaffhauser ist ein lang ersehnter Traum in Erfüllung gegangen, der nachhaltig etabliert werden soll.

Der Begriff Poker ist nur so mit Klischees übersät. Viele denken dabei an illegale Glücksspiele, die in dubiosen, verrauchten Hinterkämmerchen durchgeführt werden. Geldkofferübergaben, Steuerhinterziehung, vielleicht sogar noch ein Hauch Drogen und Prostitution, Gewalt, Razzien, Gefängnis. Mitnichten, das war einmal!

Der dubiose Schatten des Pokers

In der Tat wird Poker noch heute teilweise als Glücksspiel bezeichnet, was eigentlich nicht korrekt ist. Das stammt daher, dass in den Anfängen Schummeleien und betrügerische Absichten durch sogenannte Berufsspieler noch zur Tagesordnung gehörten, als in den 1830er-Jahren, nachdem französische Siedler das «Poque»-Spiel nach New Orleans brachten, vor allem auf den Mississippi-Schiffen die Popularität schlagartig wuchs. Schnell verbreitete sich das Spiel zuerst im Osten, danach während des kalifornischen Goldrausches in den ganzen Vereinigten Staaten. Schnell verfielen sie in einen regelrechten Spielrausch und setzten gar ihr gesamtes Vermögen ein und bezichtigten ihre Gegenspieler nach einer Niederlage daraufhin als Schummler, was nicht zuletzt auch in Handgreiflichkeiten endete. Strategien gab es damals noch nicht wirklich. Und so erhielt Poker über Generationen hinweg diesen dubiosen Schatten, der vor allem bei unkundigen Menschen teils noch heute vorhanden ist.

Ersehnter Traum erfüllt

Das ist heute ganz anders. Sehr viele, die Spiele mögen, haben sich schon mal mit dem Pokern auseinandergesetzt. So auch Marcel Messora, der sich seit seinem 18. Geburtstag dem Pokerspiel verschrieben hat. «Ich habe als Kind oft meine Sommerferien auf dem Campingplatz verbracht und schon früh gejasst», erinnert sich der 42-Jährige. Zudem hegte der gelernte Pöstler und langjährige Fussballer schon lange den Wunsch, selbständig zu sein. «Schon immer wollte ich meine eigene Firma gründen und die Verbindung zum Poker hat mich schliesslich dazu bewegt, den ersten legalen Pokerclub ins Leben zu rufen.» Mit der baldigen Schliessung des Casinos auf dem Herrenacker und dadurch, dass im angrenzenden Deutschland öffentliche Pokeranlässe nur in staatlichen Casinos erlaubt sind, ist der Standort in Schaffhausen durchaus sehr attraktiv. Inmitten der Speditionsgebäude zwischen der Ernst-Homberger-Strasse und dem Majorenacker hat sich Marcel Messora nach langer Suche eingemietet und mithilfe von Familie, Freunden und in Zusammenarbeit mit regionalen Partnern binnen zwei Monaten Umbau eine schmucke Stube gezaubert. «Ich bin quasi All-in gegangen, um meinen grossen Traum zu verwirklichen», hat der Schaffhauser praktisch sein gesamtes Vermögen in seine Firma MunotPoker GmbH investiert. 

Dealerschulungen möglich

Das Lokal wirkt in der Tat sehr einladend, sauber und ist bereit für spektakuläre Turnierabende. «Immer mittwochs bis samstags haben wir geöffnet und bieten an maximal zehn Pokertischen verschiedene Turnierformen an», erklärt Marcel Messora das Vorgehen und fährt fort: «Dabei können sich Interessierte online vorab anmelden.» So weiss er auch, wie viele Dealer er abends aufbieten muss. Es sei aber auch schon vorgekommen, dass Personen spontan und unangemeldet eingetroffen sind. «Zum Glück wohnen meine Dealer in der Nähe und können meist auch kurzfristig aufgeboten werden.» Der Dealer übrigens sorgt am Tisch für Ordnung, teilt die Karten aus und ermittelt die Gewinner. Davon arbeiten bereits eine Handvoll Personen auf Freelance-Basis für Marcel Messora. «Sollte jemand Interesse bekunden, Dealer zu werden, biete ich dafür Schulungen an.»

Anhaltender Boom

Den wohl grössten Boom erlebte das Spiel in den 1970er-Jahren, als die «World Series of Poker (WSOP)» – eine Turnierreihe, die heute noch existiert – in Las Vegas erstmals ausgetragen wurde. Poker wurde nicht nur zu einer Philosophie, sondern durch die entwickelte Gesellschaftsfähigkeit für viele gar zum Profitum. Ein erneuter Aufschwung entstand 2003, als der Amateurspieler Chris Moneymaker völlig sensationell die WSOP gewann und dadurch ein Blütezeit-Revival auslöste, das bis heute andauert. Während in den umliegenden Nachbarländern Poker nach wie vor zu den Glücksspielen zählt, ist die Schweiz schon etwas weiter. Hierzulande gehört es zu den Strategiespielen und ist etwa mit Jassen gleichzustellen. Pokerturniere sind durchaus legal, wenn die gesetzlichen Bestimmungen eingehalten werden. In fast allen Kantonen dürfen maximal 300 Franken an Startgeld pro Turnier eingesetzt werden, Schaffhausen ist da ein bisschen restriktiver eingestellt, hier darf die «mise de départ» nämlich höchstens 200 Franken betragen.

Poker für alle

Marcel Messora will nicht nur Pokerprofis ansprechen, die teils aus der ganzen Schweiz oder aus dem süddeutschen Raum an die Turniere reisen, sondern auch niederschwellige Plattformen für Anfänger:innen, Vereins- oder Firmenanlässe schaffen. Zudem wirbt er aktiv für Transparenz, um den Pokersport noch salonfähiger zu machen. Vom Kanton Schaffhausen erhielt Marcel Messora eine halbjährliche Bewilligung, die er laufend aktualisieren muss. Auch Vorabklärungen betreffend Suchtprävention waren zwingend und ins Konzept integriert, welches aufgrund seines Umfangs schon fast an einen Wälzer erinnert. «Mein Wunsch ist, dass sich das Ganze bis in einem Jahr etabliert hat», setzt er sich diesen Meilenstein zum Ziel. «Ich bin erstaunt, wer sich alles schon als Pokerspieler geoutet hat, was mir wiederum Zuversicht gibt, dass dieses Spiel in Schaffhausen noch grösseren Anklang findet», hofft so Marcel Messora auf seinen persönlichen Jackpot mit seiner neuen MunotPoker GmbH.

Informationen für die Teilnahme eines Turniers sind unter munotpoker.ch zu finden.

  • Marcel Messora bietet mit MunotPoker GmbH ein Paradies für Pokerfans an. Bild: Ronny Bien
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  • Objekt der Begierde. Die Pokerchips haben je nach Farbe einen anderen Geldwert. Ziel ist es, so viele Chips als möglich zu sammeln, um die Chance für eine Gewinnausschüttung zu wahren. Bild: Ronny Bien
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Schaffhausen24, Ronny Bien