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20.09.2023

Der FLS fördert Zürcher und Schaffhauser Kulturlandschaften

Die Rebhuhn-Population konnte im Klettgau leider nicht stabilisiert werden. Dafür haben sich neue Vogelarten im «Chläggi» angesiedelt.
Die Rebhuhn-Population konnte im Klettgau leider nicht stabilisiert werden. Dafür haben sich neue Vogelarten im «Chläggi» angesiedelt. Bild: pexels.com / Antony Trivet
Der Fonds Landschaft Schweiz FLS unterstützt Landschaftsprojekte in der ganzen Schweiz. Um sich vor Ort zu informieren und auszutauschen, besucht die FLS-Kommission jährlich Projekte in einer anderen Landesgegend. Dieses Jahr tagt sie in Rheinau ZH und besichtigt geförderte Projekte im Zürcher Unterland und im Kanton Schaffhausen: die revitalisierten Wässerwiesen im Hundig bei Glattfelden ZH, das früher unterstützte Klettgauer Rebhuhn-Emmer-Projekt und die Landschaftsförderung im Regionalen Naturpark Schaffhausen.

Der Fonds Landschaft Schweiz FLS ist 1991 vom Parlament zur 700-Jahr-Feier der Eidgenossenschaft gegründet worden, um Projekte zur Erhaltung und Aufwertung naturnaher Kulturlandschaften zu fördern. Das Leitungsorgan, die 13-köpfige FLS-Kommission und das Team der FLS-Geschäftsstelle pflegen einmal pro Jahr ausserhalb Berns zu tagen. Dieses Jahr besucht der FLS die Kantone Zürich und Schaffhausen. Die FLS-Kommission hält in Rheinau ZH ihre Sitzungen ab. Dazu wird sie im Zürcher Unterland und im Klettgau unterstützte Projekte besichtigen und den Kontakt mit Kantonsvertretungen und Projektträgern pflegen. Es ist der letzte derartige Anlass unter der Leitung von FLS-Präsidentin Verena Diener. Ihre Amtszeit, wie auch die Amtszeit der ganzen FLS-Kommission, läuft Ende Jahr aus; der Bundesrat wird voraussichtlich im Dezember das FLS-Präsidium und das ganze Leitungsorgan des FLS für eine neue vierjährige Amtsdauer wählen.

Das Engagement des FLS in der Schweiz, im Kanton Zürich ...

Schweizweit hat der FLS, ein verwaltungsunabhängiges Förderinstrument des Bundes, bisher mehr als 165 Millionen Franken für rund 3200 Projekte in allen Landesgegenden zur Verfügung gestellt. Die FLS-Kommission, die über die Gewährung von Beiträgen entscheidet, wird alle vier Jahre durch den Bundesrat gewählt. Seit Anfang 2017 ist die frühere Zürcher National-, Regierungs- und Ständerätin Verena Diener Präsidentin des FLS. Zuvor war der Kanton Zürich in der FLS-Kommission von 2003 bis 2016 durch Joachim Kleiner aus Stäfa ZH, und von 2004 bis 2015 durch Robert Kruker, Zürich und Dardin GR, vertreten.

Im Kanton Zürich hat der FLS bisher rund 95 Projekte mit insgesamt 6,6 Millionen Franken gefördert. Nicht mitgezählt sind mehrere kantonsübergreifende Projekte für die Pflanzung von Hochstammbäumen, die vom FLS mit fast einer Million Franken unterstützt wurden. Zu den grössten Beiträgen, die der FLS an Zürcher Projekte geleistet hat, gehören Beiträge an das Naturnetz Pfannenstil, an die Landschaftsaufwertungen am Oberen Greifensee, im Gebiet Förlibuck in Eglisau, im oberen Tösstal, in der alten Kulturlandschaft Tössbergland und im Fokusraum Au in Wädenswil, an die Pflanzung neuer Alleen und Baumreihen in Dürnten und Rüti, an Trockenmauer-Sanierungen in der Terrassenlandschaft Regensberg sowie an Renaturierungen in der Auenlandschaft an der Thurmündung.

An ihrer Jahrestagung 2023 in Rheinau ZH erhält die FLS-Kommission Einblick in zwei geförderte Zürcher Projekte: vor Ort der terrassierte Rebberg Chorb (siehe Infobox I) und auf einer Exkursion die revitalisierten Wässerwiesen im Hundig in Glattfelden (siehe Infobox II).

... und nach langer Flaute auch wieder im Kanton Schaffhausen

Im Kanton Schaffhausen hat der FLS bisher 15 Beiträge an Landschaftsprojekte gesprochen und dafür mehr als 2 Millionen Franken eingesetzt. In den ersten zehn Jahren seines Bestehens war die Kulturlandschaft Randen ein eigentliches Schwerpunktgebiet für den FLS: Er unterstützte in dieser vielfältigen, parkartigen Landschaft von nationaler Bedeutung mit insgesamt 1,9 Millionen Franken diverse Pflegemassnahmen und die extensive Bewirtschaftung von insgesamt 150 Hektaren, was 1994 auch an einer Fachtagung und Exkursion mit der damaligen Bundesrätin Ruth Dreifuss gewürdigt wurde.

In den 1990-er Jahren unterstützte der FLS das Klettgauer Rebhuhn-Emmer-Projekt (siehe Infobox III). Nach einer Flaute in den folgenden zwei Jahrzehnten hat der FLS sein Engagement im Kanton Schaffhausen wieder aufnehmen können: Im Mai 2023 hat die FLS-Kommission dem Regionalen Naturpark Schaffhausen einen Beitrag an dessen Landschaftsförderungsprojekt zugesichert (siehe Infobox IV).

Infobox I:

Rebberg Chorb: Inklusiv für Mensch, Landschaft und Biodiversität

Im Rebberg Chorb in Rheinau, Eigentum des Kantons Zürich, wurden im Rahmen einer Melioration in den 1970-er Jahren die Reben senkrecht zum steilen Hang im Direktzug gepflanzt. Anfangs der Nullerjahre übernahm die Stiftung Fintan die Pacht. Sie veranlasste den Rebberg wieder zu terrassieren. Die Terrassen sind gebogen und passen sich damit gut in die eindrückliche Landschaft ein, die im Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmäler von nationaler Bedeutung (BLN) eingetragen ist. Zudem wurden pilzresistente Rebsorten gepflanzt, damit auf chemische Schädlingsbekämpfung verzichtet werden kann.

Der FLS hat die Neugestaltung des Rebberges in Anerkennung ihrer grossen Bedeutung für Landschaft und Ökologie mit gut 390'000 Franken unterstützt. Der Stickelbau auf Kleinterrassen ist eine uralte Gestaltungsform, die sich gut in die Landschaft von nationaler Bedeutung einfügt. Zudem profitiert auch die Biodiversität: In den Böschungsbereichen sind Krautsäume, Magerwiesen und Ruderalpflanzenstandorte entstanden.

Die Stiftung Fintan beschäftigt Menschen mit psychischer oder körperlicher Beeinträchtigung. Dank der Umstellung auf einen terrassierten und biologisch bewirtschafteten Rebberg wurde ihre Mitarbeit im Rebberg ermöglicht. Die geernteten Trauben werden in Rheinau in der Staatskellerei gekeltert. Damit ist die Pflege der Reblandschaft längerfristig sichergestellt.

Weitere Infos: https://www.fintan.ch

Zum Rebberg Chorb: https://www.gutrheinau.ch/themen/brot-maschine-landwirtschaft/vom-rebberg-obstgarten/

Infobox II:

Wässerwiesen im Hundig: Eine alte Kulturlandschaftsform wiederbelebt

Früher prägten Wässerwiesen die Landschaft um Glattfelden ZH. Mittels Kanälen wurde Flusswasser aus der Glatt in die Wiesen geleitet. Dies bezweckte einerseits die Zufuhr von Nährstoffen und die Verlängerung der Vegetationszeit, andererseits jedoch auch die Bewässerung der Wiesen zur Behebung des Futtermangels in Trockenzeiten. Bis in die 1960er-Jahre war diese Landschaftsform essenziell für das Überleben der kleinen Bauernbetriebe. Mit der «Revitalisierung der Wässerwiesen im Hundig» in Glattfelden wurde nun eine solche Wässerwiesen-Landschaft wiederhergestellt.

Die Kanäle und Leitungselemente wurden gemäss historischem Vorbild wieder erstellt. Weil die Glatt heute aufgrund der Gewässerkorrektion tiefer liegt als die Wässerwiesen, wird das Wasser mit einem Schöpfrad nach oben in den Zufuhrkanal transportiert. Für das Schöpfrad mit sechs Metern Durchmessern und acht Tonnen Gewicht wurde eine alte, einst verbreitete Technologie mit Unterstützung aus dem ETH-Forschungsinstitut Empa und aus der Walliser Fachhochschule modern weiterentwickelt. Die gespeisten Kanäle übernehmen eine ökologische Funktion als Kleingewässer und bieten Lebensraum für eine vielfältige Flora sowie für Vögel und Insekten. Ebenso speisen die Kanäle der Wässerwiesen bei Bedarf mehrere Amphibienweiher. Der FLS hat das Projekt mit 200'000 Franken unterstützt.

Weitere Infos: http://www.waesserwiesen-hundig.ch

Zum Schöpfrad:  https://www.admin.ch/gov/de/start/dokumentation/medienmitteilungen.msg-id-91130.html

Infobox III:

Klettgau: Extensive Bewirtschaftung für Tradition und Biodiversität

Das «Klettgauer Rebhuhn-Emmer-Projekt» wurde 1996 von einer Trägerschaft lanciert, in der sich die Schweizerische Vogelwarte, die Landwirtschaftliche Beratungszentrale Lindau (Agridea), Pro Specie Rara und die WWF-Sektion Schaffhausen zusammengefunden hatte. Das Ziel: den Anbau und die Vermarktung von alten Getreidesorten sowie gleichzeitig die Ackerbegleitflora und die daran angepasste Fauna fördern. Auf den Projektflächen betrieben fortan die Landwirte extensiven Emmer- und Einkorn-Anbau in Kombination mit Buntbrachestreifen. Mit dem Projekt wurden Emmer und daraus hergestellte Produkte auf dem regionalen Markt bekannt gemacht. Gleichzeitig erhielten die Landwirte eine finanzielle Entschädigung für ihren ökologischen Mehraufwand. Der FLS unterstützte das Projekt während drei Jahren mit insgesamt 70'000 Franken.

Die IG Emmer & Einkorn wurde zwar inzwischen aufgelöst, aber die Aktivitäten werden von IP-Suisse weitergeführt. Das ursprüngliche Ziel, die Rebhuhn-Population im Klettgau zu stabilisieren, konnte nicht erreicht werden; dafür kam die Hilfe zu spät. Hingegen haben sich mehrere Vogelarten neu im Klettgau angesiedelt und bei anderen sind die Bestände markant gewachsen. Mit dem Projekt konnte auch erreicht werden, dass der Bund Subventionen für den extensiven Anbau von traditionellen Getreidesorten ausrichtet. Das Projekt stammt aus den Gründungszeiten des FLS, aber es hat heute noch Bestand.

Weitere Infos:
https://www.vogelwarte.ch/modx/de/projekte/lebensraeume/lebensraumverbundsystem-klettgau

Infobox IV:

Naturpark: Beratend aktiv fürs Wohl von Landschaft und Biodiversität

Der Regionale Naturpark Schaffhausen bietet eine grosse landschaftliche Vielfalt, wie etwa Trockenwiesen, Föhrenstreifen, ehemalige Bohnerzgruben, ausgedehnte Laubwälder und weite Rebberge. Diese Landschaften beherbergen eine Vielzahl an Arten, darunter sehr seltene, die schweizweit nur noch an wenigen Standorten anzutreffen sind, wie die Wildbienenart Nomada Kohli. Mit dem Projekt «Landschaftsförderung im Regionalen Naturpark Schaffhausen» soll die Landschaft als Ganzes betrachtet und die Biodiversität und die Landschaftsqualität gefördert werden. Der FLS unterstützt das Projekt in den Jahren 2023 und 2024 mit 44'000 Franken.

Konkret sind Massnahmen in den Bereichen Kulturlandschaft, Rebberge und Wald beziehungsweise Waldrand vorgesehen. In der Landwirtschaft sind bereits viele ökologische Ausgleichsflächen angemeldet, jedoch häufig jene, die am wenigsten Aufwand benötigen, oder dort, wo sie am wenigsten stören. Der Naturpark berät Landwirte und zeigt auf, wo zusätzlich Strukturen geschaffen oder aufgewertet werden können, damit eine reich vernetzte Kulturlandschaft mit hoher Qualität entsteht. In den Rebbergen soll insbesondere die Wichtigkeit von Kleinstrukturen aufgezeigt werden. Im Bereich des Waldes werden die Offenhaltung von Waldflächen, die Schaffung von Totholzinseln oder abgestufte Waldränder mit Krautsaum angestrebt.

Schaffhausen24, Originalmeldung FLS