Eine Schweizer Chilbi versinkt in Chaos, als ein Brief die Ankunft einer Revisorin aus der Bundestadt Bern ankündigt. Dieser Brief sorgt bei den Standbetreiberinnen für grosse Aufregung. Denn in der Budenstadt läuft nicht alles so, wie es sollte, und so ziemlich alle Beteiligten haben Dreck am Stecken. Obwohl die Originalfassung «Der Revisor» vom russischen Schriftsteller ukrainischer Herkunft Nikolai Gogol weit über 100 Jahre alt ist, kommt das Stück nahezu modern daher. Das Vorgaukeln von Bedeutung durch äusseren Schein sowie die Neigung zu kleineren Bestechungen sind zu jeder Zeit und überall menschliche Schwächen. Die Handlung kann problemlos in eine Schweizer Chilbi-Budenstadt verlegt werden, ebenso die Verwandlung des Staatsdieners Chlestakov in die scheinheilige Iwana Kessler, die zufällig in dem Ort hängen geblieben ist. Schnell begreift sie, dass die Leute sie wohl mit jemandem verwechseln. Trotzdem spielt sie das Spiel weiter, verlobt sich sogar mit dem Vater der Chefin des Rummelplatzes und Besitzerin der Geisterbahn, um sich nur kurz darauf aus dem Staub zu machen.
Unethisches Chilbi-Treiben


Satirisches Meisterwerk
Die Wahl für das diesjährige Stück kam nicht von ungefähr. Bereits im Jahr 2009 haben die nicht konventionell ausgebildeten Darsteller:innen des theater88 die Geschichte des Revisors aufgeführt, welche seit jeher Theaterfans auf der ganzen Welt begeistert. Nun war es wieder höchste Eisenbahn, dieses Bühnenwerk erneut aufleben zu lassen. In einer Zeit, in der gesellschaftliche Themen und politische Fragen wieder an Brisanz gewinnen, bietet die überarbeitete Version «Die Revisorin» eine unterhaltsame Möglichkeit, diesen Fragen auf humorvolle und zynische Weise nachzugehen. Am Freitag startete die Uraufführung in Ramsen, bei der sich das theater88 abermalig als eine eindrucksvolle und talentierte Theaterbühne im Kanton bewies. Mit minimalen Mitteln und klar in Sprache und Spiel transportierten die elf Akteure und Akteurinnen mit viel Chuzpe die böse Gesellschaftskritik des satirischen Autors und zeichneten dabei Konturen humaner Lebenswirklichkeit nach. Das Publikum erlebte live mit, wie die Akteure die Bühne mit nur ein paar Handgriffen umgestalteten. Wie genau dies umgesetzt wurde und ob die Bundesbeamtin aus Bern mit ihrer Intrige durchkommt, erfahren Interessierte in den weiteren Vorstellungen bis zur Dernière am 30. September.

Schön dekorierte Theaterbeiz
Davor, in der Pause und danach haben die Besucherinnen und Besucher jeweils die Möglichkeit, sich in der passend zur Aufführung gestalteten Theaterbeiz verwöhnen zu lassen. Die Liebe zum Detail fängt aber schon beim Einlass an. In Anlehnung an einen Jahrmarkt gibt es standesgemäss eine Popcornmaschine, einen Süssigkeitenwagen mit leckeren Regenbogen-Marshmallows sowie ein Schaukelpferd. So fiel das Eintauchen in die Chilbi-Stimmung einfacher und das Theaterstück setzte dem Ganzen die Krone auf.
