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Kultur
18.09.2023

Kunst mit der Psyche verbinden

Fabienne Spiller und Roman Müntener gehören zum Kernteam des Living Museum. Hier befinden sich die beiden in der aktuellen Herbstausstellung am Kulturort Höfli 7.
Fabienne Spiller und Roman Müntener gehören zum Kernteam des Living Museum. Hier befinden sich die beiden in der aktuellen Herbstausstellung am Kulturort Höfli 7. Bild: Mevina Portner, Schaffhausen 24
Das Living Museum Schaffhausen bietet einen Platz für Menschen mit einer psychischen Belastung. Die Kunst unterstützt sie dabei im Heilungsprozess.

Einen Ort schaffen, der den Heilungsprozess von Kunstschaffenden mit einer psychischen Belastung fördert. Dieses Ziel verfolgen die sogenannten Living Museums. Schon in den 80er-Jahren öffnete das erste Museum dieser Art in Queens, New York. Nach der Eröffnung verbreitete sich dieses Konzept und entwickelte sich zu einer Bewegung. Die Methode gilt als vierte grosse Revolution der Psychiatrie nach der «Kettenbefreiung» durch den französischen Psychiater Philippe Pinel, der als Erster auf Zwangsbehandlungen verzichtete, der Einführung von Psychopharmaka und der Psychoanalyse durch Sigmund Freud und C.G. Jung.


Zentrum für Kunst und Psyche

Nun entsteht auch in Schaffhausen ein Living Museum, zurzeit befindet es sich noch im Aufbau. «Ich besuchte selbst das Living Museum in Wil und entschied mich dafür, dass ich diesen Ort der Inspiration auch in Schaffhausen bieten will», erzählt Fabienne Spiller, die selbst unter einer psychischen Erkrankung leidet. Seit über einem Jahr gehört sie mit Angie Müller, Johanna Coviello, Roman Müntener und Katja Scheffer zum Kernteam des Living Museums in Schaffhausen. «Durch Fotoserien verarbeite ich meine psychischen Schwierigkeiten und durch das Betrachten von aussen besteht die Möglichkeit, die Problematik von einem anderen Blickwinkel zu reflektieren», berichtet Fabienne Spiller. Die Ausstellungen binden die Öffentlichkeit in das Projekt ein und ermöglichen auch den Austausch mit Menschen, welche die gleichen Herausforderungen in ihrem Leben bewältigen. «Ich konnte vorher nie darüber sprechen, aber später wurde mir bewusst, wie wichtig und befreiend das sein kann», offenbart die Künstlerin. Ebenfalls zum Konzept des Living Museums gehört, dass Künstler:innen auch ohne Diagnose und IV-Rente an diesem Programm teilnehmen können, was vor allem von ihrem Teamkollegen, Roman Müntener, gutgeheissen wird. «Nachdem ich ebenfalls aufgrund einer psychischen Belastung aus dem Arbeitsalltag ausschied, ging es eine Weile, bis mir eine IV-Rente zugesprochen wurde», informiert der Künstler. «In dieser Zeit sitzt man zuhause und hat keine Beschäftigung. Diese Lücke im System gilt es zu füllen.» «Wir unterstützen die Menschen, welche sich in einer ähnlichen Lage befinden wie wir einst, sehr gerne», so Fabienne Spiller.

Kulturevents

Das Team des Living Museum führt zurzeit punktuelle Events durch, um die Öffentlichkeit auf das Projekt aufmerksam zu machen. Im Moment besteht das Angebot von Atelierplätzen noch nicht. Doch das Ziel ist, ein Zentrum für Kunst und Psyche aufzubauen. Mit verschiedenen Ateliers soll das Living Museum den Kunstschaffenden auch die Möglichkeit bieten, mit Holz oder Speckstein zu arbeiten. Workshopangebote, um das Wissen über Kunst und Psyche zu streuen, sind in Planung. Aktuell findet die fünfte Herbstausstellung “WaHrNeHmUnG” des Kulturorts Höfli 7 statt, zu der das Living Museum Schaffhausen eingeladen wurde. Am 24. September findet dort um 11:00 Uhr eine Matinée statt, an der das Living Museum Konzept vorgestellt wird, begleitet von Impro-Musik durch Amon Rether.

Schaffhausen 24, Mevina Portner