Home Region Sport Schweiz/Ausland Magazin Agenda
Wirtschaft
05.09.2023

Das Gesundheitswesen auf den Prüfstand gestellt

Philip Sommer (l.), Andrea Rytz und Tobias Wolf unterhielten das Publikum auf der IVS-Schifffahrt mit spannend Vorträgen und Ansichten über das Gesundheitswesen.
Philip Sommer (l.), Andrea Rytz und Tobias Wolf unterhielten das Publikum auf der IVS-Schifffahrt mit spannend Vorträgen und Ansichten über das Gesundheitswesen. Bild: Mevina Portner, Schaffhausen 24
Auf der diesjährigen IVS-Schifffahrt diskutierten Philip Sommer, Andrea Rytz und Tobias Wolf mit den Teilnehmenden rege über das Gesundheitswesen.

Am 30. August legte das Schiff der Industrievereinigung Schaffhausen (IVS) an der Schifflände ab und nahm Kurs in Richtung Stein am Rhein. Das Thema des Tages: Quo Vadis Gesundheitswesen? Die Moderation übernahm Claus Martini, CEO bei der IVF Hartmann AG.

Mut haben

Nach der Eröffnungsrede von Martin Vogel, Co-Präsident der IVS, übernahm Philip Sommer, Leiter der Beratung Gesundheitswesen bei der PwC Schweiz. «Bei der Qualität im Gesundheitswesen ist die Schweiz führend», erklärte Philip Sommer zu Beginn seiner Präsentation. Nun stelle sich die Frage, wieso das Gesundheitswesen jeden Tag mit negativen Schlagzeilen in der Presse zu sehen sei. Dabei stehe das grosse Thema der Kosten im Vordergrund, wie der Redner ausführte: «Das ganze Gesundheitswesen kostet 90 Milliarden Franken pro Jahr und diese Kosten wachsen auch drei bis vier Prozent pro Jahr.» Es werde immer mehr Leistung konsumiert und genau dort liege die Problematik. «Auch im Alter steigen die Gesundheitskosten, und zwar exponentiell», sagte er. Einen Lösungsansatz sieht Philip Sommer in der Digitalisierung des Gesundheitswesens. Doch auch diese Investition verursache hohe Kosten und deshalb appelliere er an den Mut der Spitäler, trotzdem in die Digitalisierung zu investieren – denn diese könnte das Gesundheitssystem vor dem Zusammenbruch retten.

System ohne Kantönligeist

«Ich spreche jetzt aus der Sicht der Individuen», begann Andrea Rytz, CEO der Schulthess Klinik in Zürich, ihren Vortrag. «Ich will den besten, schnellsten und einen uneingeschränkten Service.» Genau dort sieht sie das Problem der Kosten. Durch dieses Mindset verlangt man für sich und die Familie nur die besten Produkte, koste es, was es wolle. «Wir haben uns für ein Rolls-Royce-System entschieden», führte sie weiter aus und verglich. «Deshalb haben wir auch weltweit das beste Gesundheitssystem. Aber der Unterhalt eines Rolls-Royce kostet viel.» Nun stelle sich die Frage, ob sich die Schweiz das leisten könne. Eine Lösung sieht die Rednerin in der Kürzung der Leistungen in der obligatorischen Krankenkassenversicherung. Auch den Kantönligeist kritisiert Andrea Rytz und setzt auf spezialisierte Kliniken sowie ein ambulantes Zentrum in der Ostschweiz.

Akzeptanz für die Digitalisierung

Am Schluss ergriff Tobias Wolf das Wort, Gründer und CEO des Startup Unternehmens OnlineDoctor. «In der Dermatologie wartet ein Patient im Durchschnitt zweieinhalb Monate auf einen Termin», erklärt der Unternehmer. «Viele Ärzte wollen aber ihre Arbeitsweise nicht ändern und nicht auf die Digitalisierung setzen.» Eine Statistik zeigt, dass 80 Prozent aller Krankheitsfälle digital behandelt werden können, doch bis jetzt nutzt nur ein Prozent dieses Portal. «Wir müssen die Akzeptanz für digitalen Service in der Gesellschaft fördern», erhofft sich Tobias Wolf. «Mit künstlicher Intelligenz können wir in den nächsten Jahren vieles ermöglichen, doch das muss auch wieder finanziert und genutzt werden.»

Schaffhausen 24, Mevina Portner