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Gesellschaft
07.08.2023

Taten statt Worte sprechen lassen

Durften viele schöne, unverhoffte Mutter-Tochter-Momente erleben: Nadine (l.) und Ruth.
Durften viele schöne, unverhoffte Mutter-Tochter-Momente erleben: Nadine (l.) und Ruth. Bild: Phil Wenger
Die Vision: Anderen eine Freude bereiten, ohne dafür eine Gegenleistung zu erwarten. Ganz nach dem Motto «Unverhofft – kommt oft» lancieren David Togni und Daniel Rüttimann eine Webserie, in welcher sie Personen unvergessliche Überraschungen unterbreiten. Im Interview mit dem «Bock» erzählen die beiden Unternehmer von den Hintergründen des Projekts und geben Einblick in die erste Produktion.

Zwei Tage voller Überraschungen: David Togni und Daniel Rüttimann veröffentlichten am 1. August die erste Folge von «Unverhofft – kommt oft». Darin werden Physiotherapeutin Nadine und ihre Mutter Ruth mit vielen grossen und kleinen Geschenken überrascht. Der Grundgedanke hinter dem Projekt der beiden Schaffhauser ist es, Menschen eine Freude zu bereiten, ohne eine Gegenleistung dafür zu erwarten. «Geben, ohne etwas zu fordern – dieses Mindset wollen wir unter die Leute bringen», so Daniel Rüttimann. 

Vom sozialen Gedanken angetrieben

Das Vorhaben einer eigenen Sendung im Stil der SRF-Produktion «Happy Day» wartete schon lange in der Ideenkiste von David Togni. Der 36-Jährige gründete 2013 die soziale Kleidermarke «Love Your Neighbour», mit der er über 1 Million Franken spenden konnte. Zu Beginn dieses Jahres gab der Visionär seine langjährige Tätigkeit als Geschäftsführer auf, um sich neuen Projekten zu widmen, zu denen auch seine Position als Inhaber und Geschäftsführer der Naturkosmetik-Linie Skindividual gehört. «Mein grosses Ziel war es, auch bei ‹Skindi› den sozialen Aspekt reinzubringen.» 

Er teilte die Idee mit Daniel Rüttimann. Der 22-Jährige ist seit eh und je vom Filmen fasziniert. 2020 machte er sich direkt nach seiner Lehre zum Mediamatiker mit der Videoagentur dandavid creations selbständig. «Ich war sofort begeistert von der Idee», so Daniel Rüttimann. Die beiden liessen nichts anbrennen und planten die erste Folge. 

Die erste Sendung

«In einem ersten Schritt begann ich Kooperationen zu suchen», erzählt David Togni. Dass alle angefragten Partner:innen direkt dabei waren, hat sie überwältigt. Die Leistungen haben einen Gesamtwert von rund 6000 bis 7000 Franken. 

Wer die «Hauptperson» der ersten Sendung sein wird, stand schnell fest: Nadine, die Physiotherapeutin von David Togni. «Ich erzählte ihr vom Projekt – und von ihr stammt auch der Name.» Am 7. Juli fiel der Startschuss: In Absprache mit Eurofit-Geschäftsführerin Monica Klingenfuss schlichen sich die Initianten in den Behandlungsraum von Nadine und deponierten eine versteckte Kamera. «Wir wollen die Emotionen genau so auffangen, wie sie wirklich sind, dementsprechend wird auch nichts gescriptet», so Daniel Rüttimann.

Die beiden Initianten von «Unverhofft – kommt oft»: David Togni und Daniel Rüttimann. Bild: Phil Wenger

«Das haut mich aus den Socken»

«Der Überraschungseffekt war riesig», so Nadine, die auch drei Wochen nach der Produktion noch in den vielen positiven Erinnerungen schwelgt. «Ich hätte nie gedacht, dass ich die erste Person bin, die überrascht wird.» Passend zur Redewendung «Das haut mich aus den Socken», die Nadine im Alltag häufig nutzt, fiel das erste Geschenk aus: diverse Paare Socken, personalisiert mit ihrem Namen. Und sogleich folgte die zweite Überraschung: Für den 11. und 12. Juli schenkte ihre Chefin ihr zwei Ferientage, an denen sie mit einer beliebigen Person ihre «Unverhofft-Zeit» verbringen durfte. Sie entschied sich für ihre Mutter Ruth. 

Geschenk um Geschenk

Vier Tage später standen Mutter und Tochter um Punkt 6.30 Uhr parat – ohne eine Ahnung, wo es sie hinführen würde. Im Gepäck das erste Geschenk: einen Koffer gefüllt mit buah-Trockenfrüchten. «Anfangs war es ungewohnt, dass die Kamera vieles begleitete. Aber Daniel und auch Phil Wenger, der Fotograf, waren unglaublich charmant und haben es uns Anfängerinnen vor der Kamera so angenehm wie möglich gemacht», berichtet Nadine. 

Die erste Station: Ein Styling mit Hair und Make-up bei Susanne Giovanettoni in Flurlingen. Die zweite Station: Die Boutique Jeans Box (Dux Mode) am Fronwagplatz, wo beide zwei komplette Outfits erhielten. Und anschliessend führte es die Gruppe an die «Hauptstation»: Ins Smart Luxury Hotel Fritz Lauterbad im Schwarzwald, wo sie in einer Suite nächtigten. «Auf dem Programm standen zwei Fotoshootings für Skindividual, Wellnesszeit und viel gutes Essen», berichten die Initianten weiter. 

Zudem erwartete die Physiotherapeutin das nächste physische Geschenk: ein Paar Nike Schuhe. Absender: unbekannt. David Togni klärt auf: «In jeder Sendung gibt es Miss oder Mister X, welche unsere Hauptperson anonym überrascht.» Der Hintergedanke: «Es geht nicht immer darum, von wem ein Geschenk ist, sondern darum, dass man sich an etwas erfreuen kann.» Und als wäre das noch nicht genug, erhielt Nadine eine Grussbotschaft von der Profi-Kitesurferin Manuela Jungo, welche die selbst begeisterte Kiterin zu einem Trainings-Nachmittag in Silvaplana einlud.  

«Das ist man sich nicht gewohnt»

Vor der Kamera ging es am nächsten Morgen weiter: Nach dem Frühstück führte es die Beschenkten ins Kosmetikstudio Glow Getter nach Feuerthalen, wo sie mit Pediküre verwöhnt wurden. «Und zum Abschluss wurde ihnen ein Essen im Restaurant Schupfen in Diessenhofen offeriert – mit einem weiteren Überraschungsgast.» 

Nun waren noch zwei Geschenke ausstehend: Konzerttickets für Sido und SDP am Stars in Town sowie eine persönliche Grusskarte von Hecht, einer der Lieblingsbands von Nadine. Wie es sich für die Physiotherapeutin anfühlte, so grosszügig beschenkt zu werden? «Das ist etwas ganz Besonderes, das ist man sich überhaupt nicht gewohnt. Am speziellsten fand ich das Geschenk von Miss oder Mister X. Dass ich mich nicht bedanken kann, fällt mir schwer.» Die Beschenkte ergänzt: «Falls sie diese Zeilen liest, nochmals von Herzen vielen, vielen Dank!»

Mehr als Marketing

Schätzungsweise drei Stunden Filmmaterial sind zusammengekommen – woraus eine halbstündige Sendung entstand. Und es soll weitergehen: «Ziel ist es, mindestens quartalsmässig Sendungen zu produzieren.» Wunschpersonen können über unverhofft.ch angemeldet werden, Kriterien gebe es keine: «Wir wollen Leute aus allen Gesellschaftsschichten und mit allen Hintergründen beschenken.»

Wie viel Marketing steckt schlussendlich hinter «Unverhofft – kommt oft»? «Für uns beide hat das Marketing bei diesem Projekt letzte Priorität», so Dani Rüttimann. Die Vision reiche viel weiter: «Unser Projekt soll den Anstoss geben, anderen Menschen selbst Unverhofft-Momente zu schaffen», so David Togni. Sein Geschäftspartner ergänzt abschliessend: «Das müssen auch nicht immer zwei Tage im Wellnesshotel sein, denn auch die kleinen Dinge im Alltag machen Freude.»

Die erste Folge von «Unverhofft – kommt oft» kann hier angeschaut werden. 

Lara Gansser, Schaffhausen24