Vor einiger Zeit verbrachte ich einen gemütlichen Sommerabend bei meiner Grossmutter auf dem Balkon. Wir tranken ein Glas Wein und genossen die ruhigen Abendstunden. Vor allem ich war froh, mich nach einem arbeitsintensiven Tag draussen in der Hitze hinzusetzen und etwas runterzukommen. Gerade nun, als der Schnittzeitpunkt des Ökoheus gekommen war oder die Reben in den Weinbergen extrem schnell wuchsen, musste jeder Tag genutzt werden, um der Arbeit nachzukommen. Im Gespräch mit meiner Grossmutter fragte ich sie, wie es früher war? Dabei erzählte sie mir, dass in ihrer Jugend niemand gefragt wurde, ob er oder sie gerade Lust hatte, bei der Arbeit zu helfen. Es war immer klar, dass alles erledigt werden musste. Egal, was für eine Arbeit anstand oder was für Temperaturen gerade herrschten. Ohne die tägliche Mithilfe im Haushalt oder auf dem Hof ging es nicht. Während dem Gespräch versuchten wir die Unterschiede zum heutigen Arbeitsalltag gegenüberzustellen. Schnell wurde uns klar, dass sich da einiges stark geändert hat. Neben der Tatsache, dass heute alles viel schneller geht und die Vernetzung untereinander vieles erleichtert, gibt es genauso viele Nachteile im Berufsalltag. Früher mussten unsere Grosseltern arbeiten, um das ganze Jahr über genügend Geld zu haben, damit es für das Essen und den nötigsten Unterhalt reichte. Für Ferien und etwas mehr Luxus blieb nur selten etwas übrig. Wenn ich das vergleiche mit den heutigen Bedingungen, stelle ich klar fest, dass sich da einiges massiv geändert hat. Wenn ich heute die Medien verfolge und mir gewisse Forderungen von Berufsgruppen ansehe, stelle ich ganz deutlich fest, dass der Begriff Arbeit definitiv nicht mehr die gleiche Bedeutung hat. Im Arbeitsalltag zieht immer mehr die legere Haltung ein. Mit den Begriffen «Work-Life-Balance», «fit am Arbeitsplatz» oder Ruheräumen für die Pause veränderte sich die Arbeitswelt massiv. Meiner Meinung nach müssen wir uns unbedingt wieder mehr darauf konzentrieren, wofür wir zur Arbeit gehen. Natürlich braucht es zwischendurch eine Pause, um auf andere Gedanken zu kommen und sich mit den Arbeitskollegen auszutauschen. Aber ich bin der Überzeugung, dass es für die Befriedigung am Arbeitsplatz nicht nur einen ausgeglichenen Arbeitsalltag braucht, sondern auch eine effiziente Arbeitsweise mit Durchhaltewillen. Es ist doch ungemein befriedigend, wenn man am Ende des Tages selber sieht, wieviel man geschafft und erreicht hat.
Arbeitsplatz als Erholungsoase

Lukas Bringolf (Kantonsrat, SVP) schreibt in regelmässigen Abständen eine Politik-Kolumne im «Bock».
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zVg.
Wofür gehen wir zur Arbeit? – In seiner aktuellen Kolumne schreibt Lukas Bringolf unter anderem über die Thematik, wie «Work-Life-Balance» oder «fit am Arbeitsplatz» unsere Arbeitswelt verändern.