Ich war neulich zu Gast beim Mieterverband Schaffhausen. An der jährlichen Generalversammlung durfte ich über aktuelle Entwicklungen auf Bundesebene berichten. Ich nahm die Gelegenheit wahr, einen Rückblick auf meine eigenen Mieterfahrungen vorzunehmen. Diese waren sehr unterschiedlich. Die meisten und vor allem lokale Immobilien-Firmen waren stets professionell. Defekte Waschmaschinen wurden schnell repariert und Senkungen des Referenzzinssatzes an die Mieterschaft weitergegeben. Leider musste ich aber auch viele unschöne Erfahrungen machen. Darunter waren zum Beispiel Reparaturen, die auch nach Wochen und dutzenden Anrufen nicht getätigt wurden. Ein besonders heikles Thema waren Senkungen des Referenzzinssatzes. Ich musste mir jeweils einiges anhören, um dann wenigstens eine kleine Senkung der Miete zu erhalten.
Nach neunmaliger Senkung dieses Referenzzinssatzes seit 2009 wurde er aktuell wieder einmal erhöht. Es ist zu befürchten, dass viele Mieten steigen werden. Diese Besorgnis war auch an der Generalversammlung gross. Viele Anwesende berichteten von finanziellen Ängsten, weil sie neben der allgemeinen Teuerung und höheren Krankenkassen-Prämien auch noch höhere Mieten fürchten. Obwohl das Einkommen dasselbe bleibt, steigen die Ausgaben stetig an. Das ist eines der grössten Probleme unserer Zeit. Senkungen des Referenzzinssatzes wurden in den letzten Jahren ungenügend weitergegeben und Wechsel der Mieterschaft wurden für Miet-Erhöhungen genutzt. Eine Studie im Auftrag des Schweizerischen Mieterverbandes kommt zum Schluss, dass wir dadurch durchschnittlich 370 Franken zu viel Miete zahlen.
Heute ist die Kontrolle über Rendite und Mietzinse an die Mieterschaft delegiert. Sie müssen diese kontrollieren oder bei Uneinigkeit an die Schlichtungsstelle gelangen; ein Aufwand, den viele nicht leisten wollen oder können. Immobilien sind ein lukratives Geschäft. Wir tun gut daran, die Profite wieder auf ein gesundes Mass zu senken und stärker zu kontrollieren. Schwarze Schafe gehören bestraft und es benötigt mehr und günstigeren Wohnraum und entsprechende Bau-Projekte. Ein Mietverhältnis lebt vom gegenseitigen Vertrauen. Das hat in den letzten Jahren arg gelitten. Jetzt sind die Unternehmen und die Politik in der Verantwortung. Es gibt hier einigen Handlungsbedarf.