Home Region Sport Schweiz/Ausland Magazin Agenda
Schaffhausen
08.06.2023

Postulat für gängiges Behördendeutsch

Nicht alle verstehen Behördendeutsch. Gemäss Postulat von Angela Penkov soll dies geändert werden.
Nicht alle verstehen Behördendeutsch. Gemäss Postulat von Angela Penkov soll dies geändert werden. Bild: pexels.com
SP Grossstadträtin Angela Penkov hat ein Postulat um barrierefreie Kommunikation eingereicht. Dabei sollen behördliche Informationen künftig in «Einfacher» und «Leichter» Sprache erfasst werden.

15 Prozent der Erwachsenen in der Schweiz verfügen nur über geringe Lesefähigkeiten und haben Mühe, längere und komplexe Texte zu lesen, besagen die Daten des Bundesamts für Statistik. Sie können beispielsweise Behördenbriefe und Bescheide nicht richtig verstehen. Vielen Betroffenen fällt es ausserdem schwer, sich auf digitalen Plattformen zurecht zu finden, argumentiert Angela Penkov in ihrem Schreiben. Eine Onlineanmeldung oder eine Fristverlängerung kann eine unüberwindbare Hürde darstellen. Zu den Betroffenen gehören verschiedene Gruppen: Menschen mit Migrationshintergrund, die der Sprache noch nicht mächtig sind, Menschen mit Schreib- und Leseschwäche oder Analphabetismus, Menschen mit körperlichen oder kognitiven Einschränkungen sowie ältere und pflegebedürftige Menschen. Betroffene bleiben aufgrund ihrer erschwerten Voraussetzungen ungenügend informiert und können ihre Rechte nicht ausreichend wahrnehmen, beispielsweise, wenn es um Rekurse geht. Auch wird die politische Partizipation erschwert, da politische Vorlagen und Abstimmungsmagazine in einer für sie zu komplexen Sprache formuliert sind. Diese Menschen sind bei behördlichen Massnahmen auf mündliche Informationen durch Fach- und Drittpersonen angewiesen, was ihre Selbstbestimmung einschränken kann.

Komplexe Themen einfach erklärt

Um die Mitwirkung von Menschen mit geringerer Sprachkompetenz zu erhöhen und ihnen eine bessere Einbindung in die Gesellschaft und die politischen Prozesse zu ermöglichen, soll von Seiten der Verwaltung vermehrt die «Leichte Sprache» oder «Einfache Sprache» angeboten werden. Die Leichte Sprache gilt als Sprache mit dem geringsten Schwierigkeitsgrad und soll Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen über eine geringe Kompetenz in der deutschen Sprache verfügen, das Verstehen von Texten erleichtern. Sie umfasst neben Sprachregeln auch Rechtschreibregeln sowie Empfehlungen zu Typografie und Mediengebrauch. Ein Text wird beispielsweise einfacher verstanden, wenn er kurze Sätze mit je einer Aussage enthält. In der Einfachen Sprache wird auf komplizierte Satzstrukturen oder wenig bekannte Fremdwörter verzichtet. Die Einfache Sprache zielt auf Menschen, die Probleme haben, komplexere Texte zu verstehen. Sie ist bei einem höheren Kompetenzniveau angesiedelt und weniger streng reguliert als die einfache Sprache. Zielgruppe der Einfachen Sprache sind Menschen, die das Thema eines Textes in einer anspruchsvollen Fachsprache nicht umfänglich erfassen könnten.

Uster als Vorreiter

Behördeninformationen in Einfacher oder Leichter Sprache werden bereits erfolgreich umgesetzt: Als gutes Beispiel geht das zürcherische Uster voran, welches im Rahmen der Themenwoche «Einfach besser» unter der Beteiligung der Bevölkerung einen Leitfaden ausgearbeitet hat. Abstimmungsanleitungen, Texte auf der Website und Bücher in den Bibliotheken werden neu in Einfacher Sprache angeboten. Eine barrierefreie Kommunikation führt zu einer erhöhten Mitwirkung und Partizipation aller Schaffhauser Menschen, denn von einer vereinfachten Sprache profitieren nicht nur die Betroffenen. Durch eine verständliche Sprache können Missverständnisse verhindert, Nachfragen reduziert, Behördengänge vereinfacht. Nerven geschont und langfristig Kosten gespart werden.

Schaffhausen24, Stadt Schaffhausen