Wer an der Bahnhofstrasse in Schaffhausen entlangschlendert, kommt neuerdings in den Genuss von lateinamerikanischer Musik und Salsatanz. In einem kleinen Raum an der Bahnhofstrasse 8 hat sich in den vergangenen Wochen ein in Schaffhausen bekanntes Gesicht wieder niedergelassen. David Robertson, der von 2005 bis 2020 ein Salsastudio an der Neustadt führte und aufgrund der Corona-Pandemie schliessen musste, blickt seiner Rückkehr als Tanzlehrer voller Vorfreude entgegen. Der «Bock» besuchte den gebürtigen Kubaner in einer Probe mit seiner Latin Band Salsongoza. Und traf auf viel Herzlichkeit und kubanische Lebensfreude.
Nie ohne die Musik
David Robertson ist in Havanna, Kuba aufgewachsen. Schon als Sechsjähriger sang er draussen auf der Strasse – zuerst alleine, später mit den Nachbarskindern. Die Musikstile Hip Hop, Reggaeton und Salsa prägten seine Jugend. «An den Wochenenden waren wir immer an den Carnevales, den lokalen Salsa-Partys unterwegs», erzählt David Robertson. «Am Freitagabend übten wir, um am Samstag an den Partys eine möglichst gute Performance zu zeigen.»
Schon immer war es die Herausforderung, welche den neben musik- auch sehr sportbegeisterten Menschen antrieb. «Fussball, Tennis oder Baseball – ich konnte alles, doch das Highlight war für mich immer das Tanzen.» Nach der obligatorischen Schulzeit entschied sich David Robertson dazu, die militärische Kommando-Ausbildung zu absolvieren. Damit sind im Lebenslauf des heute in Neuhausen wohnhaften Musikers nicht nur fröhliche Jahre zu finden. Als 18-Jähriger zog er für drei Jahre in den Krieg nach Angola. «Das war eine sehr schlimme Zeit», erinnert sich der 55-Jährige. «Ich sah viele Kollegen sterben und hatte selbst einen schlimmen Unfall.» Halt gab ihm aber auch in dieser Zeit die Musik. «Jeden Abend sang ich, denn viele Kollegen brauchten meine Stimme, um einschlafen zu können.»
Mit 21 Jahren kehrte er nach Havanna zurück und machte eine Ausbildung zum Schreiner in einer Glasfabrik. Gleichzeitig fand er in seiner Heimat zu seiner ersten Salsaband, die sich «El Expresso del Sabor» nannte und die kubanische Jugend repräsentierte. «Ich merkte, dass ich dieses Talent habe, auch live zwei bis drei Stunden am Stück zu singen.»
Teil einer bekannten Show
2001 erreichte David Robertson einen weiteren Meilenstein. Er durfte als Sänger in der Karibik-Show von «National Cabaret of Havana» dabei sein. «Das ist ein riesiges Spektakel mit einer Band sowie 20 Profitänzerinnen und 10 Profitänzern.» Als die Verantwortlichen erkannten, dass er nicht nur singen, sondern auch tanzen konnte, stellten sie ihn sogleich als Tanzlehrer ein. «Am Morgen unterrichtete ich also Salsa in der Akademie und am Abend gab ich Konzerte im berühmtem Cabaret National de la Habana.» In dieser Zeit lernte er seine Ex-Frau kennen, eine Schaffhauserin. Und so war es die Liebe, welche den Kubaner 2004 in die Munotstadt zog. Dort gründete der heute 55-Jährige eine Familie mit zwei Kindern.
17 eigene Stücke
Angekommen in der Schweiz, verfolgte David Robertson seine Träume weiter. 2005 gründete er eine eigene Tanzschule an der Neustadt und sang zeitgleich sechs Jahre lang in der Tessiner Band Impacto Latino. 2011 wagte er den nächsten Schritt und rief mit Salsongoza seine eigene Band ins Leben. «Den ersten Liveauftritt hatten wir am Schaffusia’11 und spielten den ganzen Abend vor begeistertem Publikum durch», erinnert sich der Komponist und Leadsänger. Bald kamen weitere Auftritte im Kammgarn, Güterhof oder Casino sowie verschiedene Privatanlässe dazu. «Zu unseren Highlights gehört sicher der Auftritt 2017 in Pratteln als Vorband der berühmten kubanischen Kultband ORISHAS.» 17 eigene Stücke hat der Kubaner mittlerweile in seinem Repertoire – diese sind auch auf Spotify zu finden.
Zudem ist David Robertson auch musikalischer Grundpfeiler der bekannten Munot Salsa Party. Dazu kam es nicht zuletzt durch Bandmitglied und ehemaligen Munotwächter Christian Beck, der neben dem Conga-Spielen für die organisatorischen Aufgaben von Salsongoza verantwortlich ist.