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Gast-Kommentar
Gesundheit
24.04.2023

Sprich den Elefanten im Raum an

Der «Bock» publiziert in regelmässigen Abständen Kolumnen vom Blauen Kreuz.
Der «Bock» publiziert in regelmässigen Abständen Kolumnen vom Blauen Kreuz. Bild: zVg.
Veränderungen möglich machen: Nadja Stocker vom Blauen Kreuz Schaffhausen schreibt in ihrer Kolumne darüber, dass Alkoholsucht leider noch immer ein Tabuthema ist.

An Familienfeiern schlägt der Onkel schon wieder über die Stränge und muss nach Hause gefahren werden. Er verträgt halt nicht so viel Alkohol wegen seiner Krankheit. Die Grosstante benimmt sich erneut peinlich laut und stört die angeregte und zufriedene Stimmung. Sie hat eben Temperament und kann die Leute unterhalten. Die Mutter und der Vater trinken am Abend zwei drei Gläser Wein, das soll ja gut für die Gesundheit sein und sie schlafen nach einem strengen Tag besser ein. Lieber entsorge ich die leeren Flaschen Bier, bevor diese sich vor der Haustür stapeln und die Nachbarn sie sehen. Oft gelingt es uns, ein Verhalten zu entschuldigen oder mit vermeintlich wohlwollenden und gutgemeinten Sätzen herunterzuspielen. 

Angehörige von Menschen mit einem Alkoholproblem sind jedoch froh, den Elefanten endlich beim Namen nennen zu können. Sie möchten die Betroffenen gegenüber dritten nicht mehr weiter schützen und wünschen sich, dass der Weg aus der Sucht gelingt. Gleichzeitig merken sie, dass all ihre bisherigen Bemühungen und Hilfestellungen nicht wie erhofft fruchten. Nachhaltige Veränderung bleibt aus. Knapp die Hälfte der Menschen, die sich bei der Fachstelle des Blauen Kreuzes in Schaffhausen melden, sind Angehörige von suchtbetroffenen Menschen. Leider oft erst am Ende ihrer Kräfte suchen Angehörige Unterstützung von Fachpersonen. Studien zufolge hat circa jede:r dritte Schweizer:in mindestens eine Person im Bekanntenkreis, die mit einem Alkoholproblem zu kämpfen hat. (Suchtmonitoring Schweiz 2015). 

Daher ist die Angehörigenarbeit ein zentraler Bereich in der Suchtarbeit. Hilfreiche und stärkende Ansätze unterstützen den individuellen Beratungsprozess. Verbessern Sie Ihre Lebensqualität und sprechen Sie den Elefanten an! Sie machen Veränderung möglich, indem sie das Tabu brechen. Bei Krankheiten wird meistens ein Arzt aufgesucht. Alkoholsucht ist eine Krankheit. Also: Zögern Sie nicht, eine Fachstelle aufzusuchen und sich als angehörige oder betroffene Person Unterstützung zu holen. 

Schaffhausen24