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Kanton
29.03.2023

Aktionsplan «Küchenschellen» und Fördermassnahmen im Wald

Die Gemeine Küchenschelle (Pulsatilla vulgaris) hat im Raum Schaffhausen einen erheblichen Rückgang erlebt.
Die Gemeine Küchenschelle (Pulsatilla vulgaris) hat im Raum Schaffhausen einen erheblichen Rückgang erlebt. Bild: zVg./ Kanton Schaffhausen Baudepartement
Einst schmückte die violette «Küchenschelle» im März jede besonnte Magerwiese im Kanton Schaffhausen. Heute steht sie auf der Roten Liste der bedrohten Pflanzenarten. Mit einem kantonalen «Aktionsplan Küchenschellen» des Planungs- und Naturschutzamtes soll die Pflanze nun gefördert werden. In Zusammenarbeit mit dem Kantonsforstamt wurde ein Aufwertungs- und Pflegeplan für das Waldnaturschutzgebiet Geissberg erarbeitet.

Die Gemeine Küchenschelle (Pulsatilla vulgaris) ist eine stark gefährdete Pflanzenart, welche in den letzten Jahren schweizweit und insbesondere in Schaffhausen einen starken Rückgang erlitten hat. Das Baudepartement des Kantons Schaffhausen informiert darüber in einem Schreiben, weil der Verbreitungsschwerpunkt im Nordosten der Schweiz (Aargau, Schaffhausen, Thurgau und Zürich) liegt. Weil der Kanton Schaffhausen somit eine grosse Verantwortung für diese Art trägt, hat das Planungs- und Naturschutzamt im Jahr 2019 mit finanzieller Unterstützung des Bundesamtes für Umwelt BAFU einen Aktionsplan erarbeiten lassen. Nach der kantonsweiten Fundortüberprüfung konnten nur noch ein gutes Dutzend Bestände bestätigt werden. Nur noch eine Population wies eine hohe Anzahl Individuen auf. Die verbliebenen Populationen im Kanton Schaffhausen wachsen auf gut ausgeprägten Trockenwiesen und auf Felsen in lichten Wäldern. Die Standortbeurteilungen dieser Wuchsorte zeigten, dass die Vegetation tendenziell zu üppig, die Grasschicht verbracht oder die Verbuschung und Beschattung zu gross ist, was die konkurrenzschwache, wärmeliebende Küchenschelle nicht erträgt.

Kantonaler Aktionsplan in Umsetzung

Im kantonalen Aktionsplan Küchenschellen sind basierend auf den Ansprüchen der Küchenschellen und den Bestandesbeurteilungen 2019/20 pro Standort spezifische Fördermassnahmen definiert worden. Mittels Umsetzung dieses Aktionsplans werden die aktuellen Wuchsorte mit gezielten Aufwertungen und angepassten Pflegemassnahmen erhalten und gefördert. Dies erfolgt in Zusammenarbeit mit Förstern, Landwirten, Gemeinden, Privaten und NGOs über die Programme Naturschutzgebietspflege, NHG-Bewirtschaftungsverträgen oder das Waldbiodiversitätsprogramm. Der Kantonale Naturschutz wirkt begleitend und finanziell unterstützend in den Aufwertungs- und Pflegemassnahmen. Ergänzend werden bei geeigneten Flächen neue Populationen im ursprünglichen Verbreitungsgebiet gegründet und für die ursprünglichen und neuen Populationen Erfolgskontrollen durchgeführt.

Felsenpflanzen und besondere Waldgesellschaften mit Flaumeichen beim Geissberg

Letzte Individuen der Küchenschelle wachsen unter anderem auf Felsen des Geissbergs und Felsentäli in der Stadt Schaffhausen. Das Waldnaturschutzinventarobjekt Geissbergfelsen der 90er-Jahre beschreibt den Geissberg als einer der schönsten Felsenstandorte in Schaffhausen. Der Wald zeichnet sich durch den seltenen Flaumeichenbestand mit seltenen Pflanzenarten wie der Küchenschelle und des Diptams aus. Dabei sind die Schutzziele die «Erhaltung des seltenen Felsenstandortes als Speziallebensraum für seltene Tiere und Pflanzen und Erhaltung des Flaumeichenwaldes.»

Die Gemeine Küchenschelle (Pulsatilla vulgaris) steht auf der Roten Liste der bedrohten Pflanzenarten.. Bild: zVg./ Kanton Schaffhausen Baudepartement

Massnahmenplan zur Felsenaufwertung und Waldnaturschutzgebietsförderung

Mit einer aktuellen Ist-Zustandsüberprüfung und einem erarbeiteten Aufwertungs- und Pflegeplan haben der kantonale Naturschutz und das Kantonsforstamt diese Verantwortung nun wahrgenommen. Ziellebensräume sind freigestellte Felsköpfe und Felswände mit spärlichem Bewuchs, trockenwarme Krautsäume und oberhalb angrenzende lichte Eichenwälder mit artenreicher Kraut- und Strauchschicht mit seltenen Orchideenarten und dem Diptam als Zielarten. Um dies zu erreichen sind verschiedene Fördermassnahmen geplant. So werden unter anderem die Felsen freigestellt, um eine gute Besonnung der Felskrone sicherzustellen. Durch selektives Durchforsten und Entbuschen sowie die Bekämpfung von Neophyten und die Förderung von Totholz und vielfältige Strukturen wird der Lebensraum aufgewertet. Die aktuellen Programme, Massnahmen und Abläufe werden dabei getestet um dann auch an anderen Standorten mit seltenen Felsenpflanzen und Waldgesellschaften dem Förderbedarf nachzukommen.

Fördermassnahmen notwendig

Mit einer gezielten Umsetzung des Aktionsplans ist der Kanton Schaffhausen auf gutem Weg, die Küchenschellen kantonsweit zu erhalten und wieder zu stärken. Diese Massnahmen sind notwendig, damit die letzten Vorkommen wieder zu überlebensfähigen Bestandesgrössen anwachsen. Dabei werden auch andere bei den Trockenwiesen und Felsen selten gewordene Pflanzen -und Insektenarten langfristig erhalten und gefördert. Wichtig ist auch eine achtsame Freizeitnutzung dieser Lebensräume. So werden Erholungssuchende gebeten, auf den Wegen zu bleiben, keine neuen Feuerstellen ausserhalb der Picknickplätze zu errichten und beim Klettern keine Felsenpflanzen zu schädigen oder auszureissen.

Schaffhausen24, Originalmeldung Kanton Schaffhausen Baudepartement