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Klettgau
26.03.2023

IG Energie SH sieht grossen Handlungsbedarf im «Abwärmefall Beringen»

Die IG Energie SH engagiert sich unter anderem für die kantonale Energiepolitik. Für die Resultate der Machbarkeitsstudie im "Abwärmefall Beringen" findet sie klare Worte.
Die IG Energie SH engagiert sich unter anderem für die kantonale Energiepolitik. Für die Resultate der Machbarkeitsstudie im "Abwärmefall Beringen" findet sie klare Worte. Bild: Goldküste24
Die Kerngruppe der IG Energie SH hat die Machbarkeitsstudie zur Abwärmenutzung aus dem Rechenzentrums in Beringen im Detail studiert und zieht daraus ihre Schlüsse.

Die Machbarkeitsstudie zur Abwärmenutzung des geplanten Rechenzentrums in Beringen zeigt es: Im Endausbau kann auch im besten Fall nur 30 Prozent der Abwärme genutzt werden, heisst es in einer Medienmitteilung der IG Energie SH. Dem Wärmeverbund auf der Breite komme dabei eine Schlüsselrolle zu. Damit vorerst im Kanton kein weiteres Rechenzentrum mehr bewilligt werde, brauche es ein Baumoratorium, bis die kantonalen Gesetze verschärft sind. 

Die Kerngruppe der IG Energie SH habe die von Amstein+Walthert erstellte Machbarkeitsstudie zur Abwärmenutzung aus dem Rechenzentrums in Beringen im Detail studiert. Die Analyse sei fundiert gemacht und die Schlüsse daraus seien nachvollziehbar. 

Die genannten Zahlen verdeutlichen gemäss der IG Energie SH jedoch, dass das geplante Rechenzentrum mit zu grosser Leistung am falschen Ort gebaut wird. Die Abbildung 16 im Schlussbericht zeige nämlich, dass von der Abwärme im Endausbau nur etwa 30 Prozent (bei 30-Prozent-Auslastung) respektive 20 Prozent (bei 50-Prozent-Auslastung) genutzt werden können. In der Realität werde dieser Wert wohl noch tiefer sein, da sich nicht alle skizzierten Wärmeverbünde realisieren lassen. 

Da die Baubewilligung erteilt wurde, kann dieser Entscheid der Behörden nicht mehr rückgängig gemacht werden. Die kantonale Energiepolitik wird damit über Jahrzehnte negativ geprägt. Es gelte somit sicherzustellen, dass durch verschärfte Rahmenbedingungen ein weiterer solcher Fall im Kanton verhindert und gleichzeitig die Abwärmenutzung des Beringer Rechenzentrums maximiert werden könne. Die IG Energie SH sieht dazu folgenden dringenden Handlungsbedarf: 

A) Gesetzliche und raumplanerische Rahmenbedingungen verschärfen 

1. Moratorium für neue energieintensive Betriebe mit hoher Abwärmeleistung 

Der Regierungsrat sollte ein Baumoratorium für neue Rechenzentren und andere Projekte mit hoher Abwärmeleistung verfügen, bis die gesetzlichen Grundlagen im Kanton einen energieeffizienten Betrieb und eine hohe Nutzung der Abwärme vorschreiben. 

2. Anpassung Gesetze und Richtplan 

Die Motion 2022/5 «Energieplanung» von Urs Capaul und die Motion 2022/6 «Ergänzung Strom Grossverbraucher-Artikel» von René Schmidt seien beide schnellstmöglichst zu behandeln. Damit werde zum einen eine Gesetzesgrundlage für eine Positivplanung für grosse Energieverbraucher gelegt, die dann auf Ebene Richtplanung umgesetzt werde. Neue Rechenzentren dürften dann nur noch dort erstellt werden, wo eine hohe Abwärmenutzung möglich ist. Mit dem Grossverbraucher-Artikel werde zudem sichergestellt, dass bis zu 80 Prozent der Abwärme, zumindest in der Heizperiode, genutzt werden und der Strom aus erneuerbaren Quellen stammt, heisst es weiter in der Medienmitteilung. 

3. Optimierung nationale Leitplanken 

Generell sollte die Ansiedlung von Rechenzentren aus einer regionalen oder sogar nationalen Ebene betrachtet werden und einer klaren Strategie folgen. Der Bund solle sicherstellen, dass in allen Kantonen gleiche Rahmenbedingungen gelten. Für Rechenzentren als Energiegrossverbraucher gibt es zudem noch keine Pflicht zur Umweltverträglichkeitsprüfung. Der Regierungsrat solle sich beim Bund für die Anpassung der Verordnung über die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVPV) einsetzen. Allenfalls könne der Kanton Schaffhausen selbst in der kantonalen Umweltschutzverordnung (USGV) eine Verschärfung vollziehen. 

B) Nutzung der Abwärme maximieren 

1. Vordringliche Nutzung der Abwärme in Beringen 

Prioritär solle die Abwärme in Beringen genutzt werden, sei dies in bestehenden oder neuen Wärmeverbünden. Neue Beziehende sind zum Anschluss an einen der Wärmeverbünde zu verpflichten. Die Ansiedlung neuer Nutzenden für Prozesswärme wie beispielsweise Fischzucht und Gewächshäuser sieht die IG Energie SH nach eigenen Angaben kritisch. Der geringe Bedarf stehe dabei in einem Missverhältnis zum Aufwand respektive die Folgewirkungen für Umwelt und Landschaft. Auch die Idee eines Holzgaskraftwerkes sei unsinnig, da damit zusätzliche, nicht genutzte Abwärme produziert werde. 

2. Prioritäre Umsetzung Wärmeverbund Breite 

Die Zahlen belegen, dass das grösste Potenzial in einem neuen Wärmeverbund auf der Breite liegt, so IG Energie SH weiter. Der dafür geplante Realisierungshorizont 2032ff sei jedoch viel zu spät. Dieser Wärmeverbund müsse bei der Stadt höchste Priorität erhalten, da sonst viele Hausbesitzende individuelle Lösungen suchen. Es müssen baldmöglichst Einspeisepunkte und Synergien mit den übrigen Entwicklungen (KSS und Breitenau) geprüft werden. Der Transport der Abwärme über weitere Strecken werde als unkritisch gesehen, da die Verteilverluste aufgrund des tiefen Temperaturniveaus untergeordnet sind. 

Schaffhausen24, Originalmeldung IG Energie SH