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Kultur
27.02.2023

«Gäng e Gmögige»

Rolf Könitzer freut sich auf die 31. Ausgabe der Musikfestwoche vom 6. bis 12 März.
Rolf Könitzer freut sich auf die 31. Ausgabe der Musikfestwoche vom 6. bis 12 März. Bild: Ronny Bien
Wer Schaffhausen kennt, kennt auch die städtischen Ikonen. Eine davon ist der Herzblut-Beizer und Musikliebhaber Rolf Könitzer, der es nochmals wissen will. Vom 6. bis 12 März lässt es der 76-Jährige mit der 31. Ausgabe der Musikfestwoche in seiner Kerze wieder krachen.

Er wirkt zwar unscheinbar, doch wer um die Mittagsstunden durch die Altstadt schlendert oder ab und an in einer der Beizen einkehrt, kennt den älteren, fast schüchtern wirkenden Rolf «Röfe» Könitzer. Kaum 1,70 Meter gross, schulterlanges Haar, nie um ein Grinsen verlegen und halt «gäng e Gmögige», wie man aus dem Umfeld vernimmt. Ja, er gehört zu den prägenden und populären Figuren der Stadt Schaffhausen.

Von der Bühne in die Gastronomie

Der gebürtige Stadtberner Rolf Könitzer wuchs in einer Zeit auf, als die globale Musikszene ihren bewegendsten Umbruch erlebte. Der unzüchtige Rock’n’Roll, Protestbewegungen, die 68er, Flower Power – und mittendrin Troubadour Röfe, der 1973 sein erstes Album «En Ankeschnitt usem Läbe» veröffentlichte und damit Geschichte schrieb. Denn er war der Erste, der eine Berner Mundart-Platte herausgab. Umringt von Pionieren der Musikszene, allen voran Polo Hofer, der mit ihm während der Ausbildung die Schulbank drückte, stand Rolf Könitzer kurz vor einer musikalischen Karriere. Immerhin wurde er vom späteren «Polo National» für sein Gitarrenspiel gehuldigt. Doch das Lebens-Drehbuch hatte mit dem gelernten Handlithographen anderes vor und brachte ihn nach Jahren der Wanderschaft in die Welt der Gastronomie. In Basel absolvierte er eine Ausbildung zum Wirt. Über eine Annonce erfuhr Rolf Könitzer 1983, dass im ehemaligen Domino eine Stelle frei sei, worauf er sich darauf bewarb und anschliessend ins Schaffhauser Nachtleben eintauchte.

Eröffnungsparty gecrasht

Die Liebe hielt Röfe letztlich in der Munotstadt. Er lernte Béatrice kennen. Sie waren wie Seelenverwandte, füreinander bestimmt; leider ging sie viel zu früh. Nachdem Röfe mal «Lämpe» im Domino hatte, schmiss er hin. Allerdings mit der glücklichen Aussicht, mit seiner mittlerweile angetrauten Béatrice die Nachfolge der Kerze von Daniel Budowski zu übernehmen. Und am 1. Oktober 1988 stieg dann die ultimative Eröffnungsparty, wo Rémy Guth mit seiner damaligen Band «The Experience» mit Jimi Hendrix-Sound einheizte, bis schliesslich die Polizei nach Lärmklagen die Party crashte.

Kerze als Musik-Hotspot

Vorbei war’s mit der idyllischen Ruhe an der Stadthausgasse. Hiess es zuerst, dass einmal monatlich «Chanson»- und «Zigeunerjazz»-Konzerte stattfänden, wurde die Kerze vielmehr zum Hotspot der Elite der Schweizer Rockmusikszene. Natürlich mit regelmässigem Besuch aus der Berner Heimat, verbunden mit ausufernden Konzertnächten. 1989 erfolgte die erste Musikfestwoche. Nebst reichhaltigem Wandschmuck im Lokal erinnern viele Anekdoten an die mittlerweile rund 700 Konzerte, wie am 19. März 1995, als die jungen «Rockets» aus Hemmental ihr Bühnendebüt in der völlig überfüllten Kerze feierten. Weil das ganze Dorf anreiste, musste jedoch der grösste Teil das Konzert von der Gasse aus mitverfolgen.

Fortsetzung der Musikfestwoche

Die «Liaison d’amour» mit der Kerze ist noch längst nicht zu Ende, auch wenn Röfe eigentlich seine Rente geniessen könnte. Zu viel Herzblut stecke darin. Nach zweijährigem Unterbruch schenkt er seiner Musikfestwoche eine Fortsetzung, welche in ihrer 31. Ausgabe einen wilden Querschnitt durch die Rock’n’Roll-, Blues- und Rockhistorie verspricht. Selbstverständlich findet auch wieder die traditionelle Matinée (Konzertveranstaltung am Morgen) statt, welche sich stets grosser Beliebtheit erfreut. Ganz nach dem Gusto des früheren Musikers, dem die Vorfreude sichtlich anzumerken ist.

Ronny Bien, Schaffhausen 24