Einen Tag vor der Finissage der «ouvert:fermé»-Ausstellung kommen Liebhaberinnen und Liebhaber ethnischer Volkslieder auf ihre Kosten. Am kommenden Samstag erklingt von 14 bis 16 Uhr in der Vebikus Kunsthalle in Schaffhausen die Musik von Tariya Mare. Eine multikulturelle Musikgruppe, die nicht nur durch die Musik und das Mittelmeer miteinander verbunden ist.
Die Wege des Meeres
Die Mitgründerin von Tariya Mare, Eleonora Stassi, erzählt, dass die Musikgruppe aus Geflüchteten und anderen Migrierten besteht. Die ursprüngliche Italienerin kam durch den einfachen, unkomplizierten Weg in die Schweiz. Andere, die aus ihren Heimatländern flüchten mussten, seien über erschwerte Umwege zum Zielort gelangt. Doch so unterschiedlich die Reisen in die Schweiz auch waren: Alle führten über das Mittelmeer. «Wir wollten einen Namen finden, der die Musikerinnen und Musiker unseres Ensembles repräsentiert», erzählt Eleonora Stassi. Der Name sollte im besten Fall nicht nur einen Hinweis auf die unterschiedlichen Heimatländer der Mitwirkenden geben, sondern auch den Weg aufzeigen, wie sie in die Schweiz gekommen sind: über das Mittelmeer. Der Name Tariya Mare ist eine Zusammenstellung verschiedener Ursprünge und Sprachen und vertritt zumindest drei Mitglieder der Gruppe. Tari bedeutet in arabischer Sprache Weg oder Ziel. Riya hat im Kurdischen eine ähnliche Bedeutung. Mare ist das italienische Wort für Meer. «Das Meer ist der Weg zum Ziel. Wir sind alle Migranten aus dem Mittelmeer-Raum und haben über dieses Gewässer unseren Weg in die Schweiz gefunden.»
Multikulturelle Klänge
Tariya Mare besteht im Kern aus vier Musizierenden, je nach Auftrittsort können es aber auch mehr sein. «Nicht alle Bandmitglieder können sich die Reise zu einem Konzertort leisten. Ist an einem Veranstaltungsort ein Mitglied ansässig, schliesst er oder sie sich uns einfach an.» Die Bandmitglieder stammen entsprechend aus unterschiedlichen Ländern wie beispielsweise aus Syrien, der Türkei, Griechenland, Marokko oder Italien. Durch diese Mischung sind viele unterschiedliche Sprachen, Melodien und kulturelle Begebenheiten zu einer Musikgruppe gebildet worden. «Wir möchten Geflüchteten bei ihrer Ankunft in die Schweiz durch die gemeinsame Musik ein Zugehörigkeitsgefühl vermitteln.»
Irgendwann haben die Bandmitglieder dann herausgefunden, dass sie gleiche Lieder kennen: in ihren jeweiligen Sprachen. «Offensichtlich sind nicht nur wir Menschen durch das Mittelmeer gereist. Auch das Kulturgut und die Melodien haben diese Reise gemacht», meint Eleonora Stassi erfreut. Sie erzählt, dass sie mit ihrer Musik an die Menschen erinnern möchten, die es auf der Flucht über das Mittelmeer nicht geschafft haben. «Die Musik soll aber auch aufzeigen, wie das Mittelmeer den Kulturaustausch ermöglicht und daraus wunderschöne Lieder entstehen.»
Austausch erwünscht
Am kommenden Samstag tritt Tariya Mare als Trio in der Vebikus Kunsthalle auf. Die Gruppe wird Volkslieder aus dem Mittelmeer in unterschiedlichen Sprachen singen. Der Gesang wird durch Querflöte, Geige und Gitarre begleitet. Besuchende können sich auf persische, armenische, französische und kurdische Lieder freuen. Eleonora Stassi freut sich nach dem Konzert auch auf den Austausch mit anwesenden Zuhörerinnen und Zuhörern: «Mit unserer Musik möchten wir an die Menschen erinnern, die die Reise über das Mittelmeer auf sich genommen haben, um in die Schweiz zu kommen. Das Mittelmeer soll einen kulturellen Raum darstellen und keinen Friedhof. Geflüchtete bringen ganz viel Kultur und inspirierende Gedankenanstösse mit.»