Wer bei einem Neubau oder einer Modernisierung einen Minergie-Standard realisiert, setzt auf hohen Wohnkomfort, gute Werterhaltung und spart Energie – auch diesen Winter. Um das freiwillige Engagement der Bauverantwortlichen zu Gunsten der Allgemeinheit zu würdigen, zeichnen die Kantone Schaffhausen und Thurgau die energieeffizientesten Gebäude, die Neubauten im Minergie®-A und -P-Standard sowie die Minergie®-Sanierung deshalb regelmässig aus. Dieses Jahr haben sie Bauherrschaften und Planende beider Kantone erstmals zur gemeinsamen Feier «Best of Minergie» in die Bachturnhalle in Schaffhausen eingeladen. Die Musikformation «Anderscht» sorgte mit ihrer virtuosen Kombination verschiedener Stilrichtungen für musikalische Intermezzi der besonderen Art an der feierlichen Veranstaltung.
Freiwilliges Engagement als Vorbild
Der Schaffhauser und der Thurgauer Regierungsrat, Martin Kessler und Walter Schönholzer betonten in ihren Referaten, wie wichtig eine ressourcen- und klimaschonende Bauweise gerade in der aktuell unsicheren Energieversorgungslage durch den Angriffskrieg Russlands in der Ukraine ist. Sie bedankten sich bei den geladenen Gästen für ihr vorbildliches Handeln, das weitere Bauherrschaften zur Nachahmung motivieren soll und innovativen Techniken zum Durchbruch verhelfe. Ein konkretes Beispiel dafür bildet das Veranstaltungslokal. Die Bachturnhalle mit Baujahr 1880 wurde nach Ausführungen von Jonas von Wartburg, Projektleiter des städtischen Hochbauamts, von der Stadt Schaffhausen im Minergie-Standard modernisiert und zum Kleintheater mit 150 Sitzplätzen, Garderobe, Bar, Foyer und Nebenräumen umgebaut. Das Projekt zeigt, dass sich energieeffizientes Sanieren mit denkmalpflegerischen Anforderungen vereinen lässt. Noch einen Schritt weiter geht das Mesmerhaus aus dem 17. Jahrhundert in Ermatingen, welches Regierungsrat Schönholzer als Thurgauer Beispiel kurz vorstellte. Hier ist ein sorgfältig renovierter Nullenergie-Bau mit modernem Anbau entstanden, der trotz hoher Ansprüche an die Denkmalpflege in Bezug auf Energieeffizienz weit mehr erreicht als die meisten heutigen Neubauten.
Minergie bleibt Vorreiter
Im Kanton Schaffhausen sind seit der letzten Würdigung vor rund drei Jahren 50 Gebäude in einem Minergie-Standard erstellt worden. Heute sind insgesamt knapp 600 Gebäude zertifiziert und 90 in Bau und Planung. Martin Kessler wies in seinem Referat darauf hin, dass die Minergie-Standards Teil der kantonalen energiepolitischen Strategie seien, um die Energieeffizienz zu steigern und die Produktion der erneuerbaren Energie voranzutreiben. Diese Ziele unterstützt der Kanton unter anderem mit dem Förderprogramm mit jährlich rund 12 Mio. Franken. Als weiteren Meilenstein nannte er die Revision des Baugesetzes 2021. Es verankert nicht nur den Stand der Technik. Als erster Kanton hat Schaffhausen auch Vorgaben zur Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge im Gebäudebereich gesetzlich festgelegt.
Die neuen Vorgaben der revidierten kantonalen Energiegesetze berücksichtigt Minergie nach Ausführungen von Walter Schönholzer mit einer umfassenden Weiterentwicklung der Standards im Verlaufe dieses Jahres. Um weiterhin eine Vorreiterrolle bezüglich Energie, Klimaschutz und Komfort bei Bauten wahrnehmen zu können, strebt der Verein beispielsweise an, die Effizienzanforderungen in Kombination mit fossiler Beheizung zu erhöhen, den Verbrauch der grauen Energie (Erstellung und Rückbau) einzubeziehen oder auch den Hitzeschutz bei der fortschreitenden Klimaerwärmung sicherzustellen.