Der Schaffhauser Kantonsratspräsident 2023 heisst Diego Faccani (FDP). Der 57-Jährige will in seinem Amtsjahr vor allem eins: die Traktandenliste in einem guten Tempo abarbeiten, ohne dabei die Debatten zu vernachlässigen. Zum Amt gehören nicht nur das Leiten durch die 22 anstehenden Sitzungen oder die Organisation des Rates, sondern auch repräsentative Aufgaben. Von 2012 bis 2020 politisierte er im Grossen Stadtrat, seit 2017 ist er Kantonsratsmitglied. Schon vor seiner Zeit in der Legislative war er politisch interessiert und aktiv. Welche Ziele er sich für sein Amtsjahr gesteckt hat, erklärt er im Interview.
«Bock»: Herr Faccani, Sie wurden Ende Dezember mit 54 Stimmen zum Schaffhauser Kantonsratspräsidenten 2023 gewählt. Haben Sie mit so vielen Stimmen gerechnet?
Diego Faccani: Nein, ich habe nicht damit gerechnet. Man ist immer nervös vor dem Resultat, das man schlussendlich erhält. Letztes Jahr hatte ich 49. Daher dachte ich nicht, dass es mehr werden als 50. Da kann ich schon sagen, dass ich ein wenig stolz bin.
War das Amt ein Ziel von Ihnen?
Faccani: Nein eigentlich nicht, denn in diesem Amt wirst du auch ruhiggestellt. Aber ich wurde vor drei Jahren von meiner Fraktion angefragt, als damals Lorenz Laich ausschied. Dass ich zusagte, war eine Bauchentscheidung.
Was haben Sie sich für das Amtsjahr als Ziel gesetzt?
Faccani: Mein Ziel ist, dass wir keine dreiseitige Traktandenliste mehr haben am Ende des Jahres. Dafür brauche ich aber den Rat. Ich muss schauen, dass weniger ‹geschnorrt› wird und mehr gearbeitet. Das gehört natürlich zum Parlament. Aber es gab teilweise epische Voten, zudem wurden vielfach die gleichen Argumente vorgetragen, was alles in die Länge gezogen hat. Das Resultat war am Schluss aber dasselbe.
Und Sie werden das schaffen?
Faccani: Ich hoffe es. Ich will aber nicht ein strenger Präsident sein und nur durchgreifen, wenn es sein muss.
Welche Themen wird der Kantonsrat im Jahr 2023 beschäftigen?
Faccani: Wir beschäftigen uns primär mal mit uns selbst Anfang Jahr, das heisst mit der Einführung des neuen Ratssystems beziehungsweise der Digitalisierung für die Sitzungsvorbereitungen in den Kommissionen und auch im Rat selbst. Das zweite Thema ist die Attraktivierung des Milizparlaments, das heisst die Änderung der Geschäftsordnung respektive des Gesetzes des Kantonsrates. Zudem kommt noch die Finanzierungsentflechtung zwischen den Gemeinden und dem Kanton. Das wird auch noch gut zu diskutieren geben.