Home Region Sport Schweiz/Ausland Magazin Agenda
Promo
Wirtschaft
19.12.2022
19.12.2022 16:34 Uhr

Frauenpower mit Herz und Stil

Die vielfältigen Tätigkeiten im Laden gefallen Nicole Balzli besonders. Am liebsten ist sie im Kontakt mit den Kundinnen und Kunden.
Die vielfältigen Tätigkeiten im Laden gefallen Nicole Balzli besonders. Am liebsten ist sie im Kontakt mit den Kundinnen und Kunden. Bild: Lara Gansser, Schaffhausen24
An drei Tagen pro Woche ist Nicole Balzli als Empfangsmitarbeiterin bei der altra schaffhausen tätig und zwei Tage lang arbeitet sie im Secondhand-Laden von Jenny Cordero. Im Interview mit dem «Bock» sprechen die beiden über Vorurteile, Verantwortung, ihre Zusammenarbeit und darüber, weshalb sich Jenny Cordero für die Schaffung des Inklusionsarbeitsplatzes keinen Wohltätigkeitsorden verleihen würde.

«Grüezi, wie chan ich Ihne helfe?», fragt eine freundliche Dame beim Betreten der kleinen Boutique am Platz in Schaffhausen. Wir sind zu Besuch bei Jenny’s Secondlove, einem Secondhand-Laden, der dort seit Oktober 2021 liebevoll von Jennifer «Jenny» Cordero betrieben wird. Die freundliche Dame, die uns soeben begrüsst hat, ist Nicole Balzli – seit dem 1. September Jenny Corderos erste offizielle Mitarbeiterin. «Zwischen uns hat es von Anfang an gepasst. Es fühlt sich an, als würden wir schon ewig zusammenarbeiten», so Jenny Cordero, die mit dem Secondhand-Laden ihre grosse Leidenschaft – die Mode – auslebt. Nicole Balzli arbeitet drei Tage pro Woche bei der altra schaffhausen als Empfangsmitarbeiterin, jeweils donnerstags und freitags ist sie bei Jenny’s Secondlove im Einsatz. «Es ist meine erste berufliche Tätigkeit, bei der mein Lohn nicht von der Institution, sondern direkt von der Arbeitgeberin überwiesen wird», sagt Nicole Balzli erfreut. Das sei für sie nur einer von vielen positiven Punkten an der Arbeit im ersten Arbeitsmarkt. 

Als «Perfect Match» bezeichnet Jenny Cordero (r.) die Zusammenarbeit mit Nicole Balzli, die über einen Inklusionsarbeitsplatz der altra schaffhausen zu Jenny’s Secondlove kam. Bild: Lara Gansser, Schaffhausen24

«Nicole entlastet mich»

Weshalb sich Jenny Cordero, die ihre Boutique bis anhin als Ein-Frau-Betrieb geschmissen hat, dafür entschieden hat, einen Inklusionsarbeitsplatz zu schaffen? «Über eine Kundin erfuhr ich, dass die altra auf der Suche nach Arbeitsstellen ist», erzählt die Laden-Inhaberin. «Der Zeitpunkt hat genau gestimmt. Ich suchte jemanden, der flexibel ist und mich regelmässig an zwei Tagen pro Woche unterstützt.» Nach dem ersten Kontakt mit Job-Coach Jens Förster wurde die Stelle in der altra ausgeschrieben. Kurzum bewarben sich vier Personen. Nicole Balzli war die erste, die sich bei Jenny’s vorstellte und zum Probearbeiten kam. «Es war ein sehr arbeitsreicher Tag und Nicole packte sogleich an», berichtet Jenny Cordero, die auf jahrelange Erfahrung mit Lehrlingen und Praktikanten zurückblickt. «Für mich war damit sofort klar, dass ich sie einstellen will.» Entgegen ihrer Vorurteile, dass sie wohl vieles siebenmal statt einmal erklären müsse, lernte und begriff ihre neue Mitarbeiterin von Beginn an schnell. «Sie denkt mit. Das ist ein Grund, weshalb ich mir keinen Wohltätigkeitsorden verleihen würde», so Jenny Cordero. «Nicole entlastet mich und nützt mir damit sehr viel.» 

Freude am Kundenkontakt 

Viel zu tun gibt es jeden Tag, wenn Nicole Balzli bei Jenny’s Secondlove zur Arbeit kommt: Kleider sortieren, fotografieren und etikettieren, Spiegel und Türen putzen, die Kundschaft beraten oder kassieren – das Aufgabengebiet in der Boutique ist vielfältig. «Am besten gefällt mir der Kundenkontakt», so Nicole Balzli, die bereits sehr viel Vertrauen von ihrer Vorgesetzten erfährt. «Heute Abend werde ich noch eine halbe Stunde alleine hier sein und den Laden dann selber zumachen», erzählt sie stolz. Bei der Kundschaft komme Nicole Balzli sehr gut an und auch beim regelmässigen Austausch mit Job-Coach Jens Förster von der altra habe Jenny Cordero bis anhin nur Positives über ihre engagierte Mitarbeiterin sagen können. «Und ob sie jemals eine Fashionista wird wie ich, das ist und bleibt kein Kriterium», sagt die Inhaberin abschliessend mit einem Schmunzeln im Gesicht.  

Lara Gansser, Schaffhausen24