Eisenbahn- oder Waffenindustrie, Rheinfall, Tourismus oder Rebbau – die Gemeinde Neuhausen hat viele bedeutsame Geschichten zu erzählen. Und diese Geschichten seien viel zu wenig zugänglich, wie die Unterzeichner des Vorstosses für ein Neuhauser Ortsmuseum finden. In einem Postulat fordern Erstunterzeichner Fabian Bolli, GLP-Einwohnerrat, und die Mitunterzeichner Jakob Walter (parteilos, SP-Fraktion), Herbert Hirsiger (SVP) und Peter Fischli (FDP) nun die Abklärung der Machbarkeit eines Ortsmuseums. «Das Ziel ist es, das Potential dieser hochspannenden Geschichte zu nutzen und die naturhistorischen, industriellen und kulturellen Schätze zugänglich zu machen. Sowohl für Einheimische als auch für Touristinnen und Touristen», so Fabian Bolli. Das Postulat erhält breite politische Zustimmung. Neben den vier Mitunterzeichnern unterschrieben 18 von 20 Rätinnen und Räten den Vorstoss. «Aus dem Projekt ist starkes Gemeinschaftswerk geworden, bei dem von Beginn an parteiübergreifend mitgearbeitet wurde», so Fabian Bolli.
Von Waffenindustrie bis Tourismus
Mit dem Neuhauser Ortsmuseum soll ein Bindeglied zwischen der Vergangenheit und der Zukunft geschaffen werden. Neuhausen verändere sich einerseits durch die baulichen Massnahmen wie die diversen Hochbauten oder das Rhytech-Areal, andererseits demografisch. In der Gemeinde werden in den kommenden Jahren bis zu 20 Prozent mehr Einwohner erwartet, wie Fabian Bolli ausführt. «Da ist es wichtig, dass wir unserer Geschichte einen angemessenen Platz einräumen.»
Von welchen Schätzen die Unterzeichnenden im Postulat nun konkret sprechen? «Sicherlich im Fokus steht der Rheinfall, der von nationalem Interesse ist und jährlich bis zu einer Million Menschen nach Neuhausen lockt», sagt Fabian Bolli. Hervorzuheben sei auch die bedeutende Industriegeschichte. «Sowohl die Waffenindustrie mit der SIG als auch die Verbands- und Eisenbahnindustrie sind hochinteressant». Weiter habe die Gemeinde auch viele kulturelle Geschichten zu erzählen. Das Thema Tourismus mit dem Hotel Schweizerhof, der Rebbau als zwischenzeitliche Haupteinnahmequelle und die Migration als grosses Thema – «das Potential ist riesig. Ein bewusster Umgang mit diesem historischen Erbe ist erforderlich.»
Neuhausen beleben
Sowohl Beringen als auch Hallau oder Neunkirch haben bereits Ortsmuseen. Der Gedanke und die Idee in Neuhausen seien also nicht neu. «Bis anhin kam es einfach nie dazu, weil es niemand koordiniert hat. Nun geben wir den notwendigen Rückenwind, dass die Gemeinde dieses Projekt verfolgen kann.» Ein wichtiger im Postulat erwähnter Punkt sei das Image von Neuhausen. «Wir brauchen ein vielfältiges Freizeitangebot, um das Image aufzuwerten und nicht als Schlafgemeinde dazustehen.». Es stehe im Interesse der ansässigen Unternehmen sowie der Bevölkerung, den öffentlichen Raum zu beleben.
Wo ein solches Ortsmuseum gebaut werden könnte, soll im Rahmen der geforderten Machbarkeitsstudie abgeklärt werden – auf einen konkreten Vorschlag sei bewusst verzichtet worden, auch wenn natürlich bereits einige lose Gedanken gemacht wurden.
Im nächsten Schritt ist die Gemeinde Neuhausen dazu aufgefordert, das Thema in einer Einwohnerratssitzung zur Diskussion zu stellen und dann die Machbarkeitsstudie in Auftrag zu geben. Ein Punkt ist sicherlich die Finanzierung des Ortsmuseums – wobei sich in diesem Zusammenhang auch die Frage stellt, wer das Museum führen würde. Vom Bund gebe es entsprechende Gelder, die Kulturunternehmen wie regionale Museen unterstützen, und auch der Kanton würde wohl dahingehend eine Rolle spielen. Die Gemeinde müsse nun in die Machbarkeitsstudie investieren. «Für den Betrieb gibt es dann extrem viele mögliche Modelle», erörtert Fabian Bolli, der auch einen Aufruf an die Bevölkerung in Betracht zieht. «Die ersten Anfragen mit Sammlungen, welche die Neuhauserinnen und Neuhauser haben, sind bereits eingegangen. Es freut mich unheimlich, dass bereits jetzt ein Interesse aus der Bevölkerung spürbar ist, um an diesem Projekt mitzuwirken.»