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Kommentar
Politik
07.11.2022

Unternehmerlis spielen

Severin Brüngger (FDP) schreibt in regelmässigen Abständen eine Politik-Kolumne im «Bock».
Severin Brüngger (FDP) schreibt in regelmässigen Abständen eine Politik-Kolumne im «Bock». Bild: zVg.
In seiner Kolumne schreibt Severin Brüngger (FDP) über die Axpo und Politiker, die glauben viel bessere Unternehmer zu sein.

Die Axpo braucht einen Schutzschirm. Das ist ärgerlich und im Nachhinein kann man sagen, dass Fehler in der strategischen Führung begangen wurden. Erst kürzlich wurde bekannt, dass auch private Finanzinstitute bereit sind, der Axpo Geld zur Verfügung zu stellen. Bis heute hat die Axpo nichts vom ominösen vier Milliarden Schutzschirm beansprucht. Das Geschäftsmodell ist nicht komplett falsch. Dies hält SP und SVP jedoch nicht davon ab, im Kantonsrat postwendend Kapital daraus schlagen zu wollen. Sie wollen «Unternehmerlis» spielen. Sie denken, dass Politiker viel bessere Unternehmer sind. Sie denken, dass Politiker den Strommarkt viel besser verstehen als Experten. Ironischerweise wurde jedoch genau der jetzt kritisierte Ausbau des Handelsgeschäfts vom dazumal politisch besetzten Verwaltungsrat gefällt.

Einem geschenkten Gaul...

Schon klar, die SP will opportunistisch den Staatsesel satteln. Keine Chance auslassen, um den staatlichen Einfluss zu erhöhen. Als nächstes dann die Preise diktieren und nach Gut und Böse Strom verteilen. Ein sozialistischer Traum! Dass die bürgerliche SVP den Linken beim Besteigen des lahmen Gauls noch brav die Steigbügel hält, wundert den liberalen Stalljungen. Da schlägt wohl das Abschottungs- und Protektionismus-Gen durch. Die Konservativen haben nicht verstanden, wie die Führung, Steuerung und Aufsicht von Unternehmen funktioniert. Die Politik hat mit dem Instrument der Eignerstrategie genügend Einfluss auf die Axpo. Politiker können in tagelangen Ratsdebatten diskutieren, was sie sich von der Firma wünschen und was nicht. Der Verwaltungsrat soll aus Experten bestehen, die das Unternehmen strategisch führen und den Willen der Eigner umsetzen. Arbeiten sie schlecht, sollen sie ersetzt werden. Mega simpel. Hingegen mega kompliziert ist ein VR mit siebenundzwanzig Politikern mit achtundvierzig Interessen, gefärbt in allen möglichen politischen Farben. Und wenn’s «verreckt», sind die anderen schuld. 

Nötiger Handel

Gerade mit der Umstellung auf erneuerbare Energien wie Wind und Solar, wird der Stromhandel auch in Zukunft immer wichtiger. Wind und Sonne sind zwar günstig zu ernten, leider jedoch oft unzuverlässig. Nicht nur der Zubau ist das Problem, sondern auch die Speicherung. Um Lücken in der Produktion zu schliessen, braucht es in Zukunft mehr handelbaren Strom aus zuschaltbaren Werken sowie Speicher. Stromhandel ist deshalb wichtig für die Dekarbonisierung. Ein Bezugsmonopol wäre demnach das Schlechteste für den Zubau von erneuerbaren Energien.

Schaffhausen24