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Gesellschaft
24.10.2022
25.10.2022 10:26 Uhr

«Saft vom Randen» für die Region

Martin Sengel auf dem Flachdach der Velostation am Bahnhof Schaffhausen. Der hier produzierte Solarstrom reicht für acht bis zehn Haushalte.
Martin Sengel auf dem Flachdach der Velostation am Bahnhof Schaffhausen. Der hier produzierte Solarstrom reicht für acht bis zehn Haushalte. Bild: Lara Gansser, Schaffhausen24
Vor neun Jahren wurde die Energiegenossenschaft RandenSaft gegründet – mit dem Ziel, die erneuerbaren Energien im Kanton zu fördern. Präsident Martin Sengel spricht über die drei realisierten Solaranlagen und die Menge an dort produzierter Energie.

166 Solarpanels auf etwa 280 Quadratmetern befinden sich auf dem Dach der Velostation am Bahnhof Schaffhausen. Übers Jahr wird hier Strom für acht bis zehn Haushalte à vier Personen produziert.

Und auf eben diesem Dach treffen wir Martin Sengel, Präsident und Mitgründer der Energiegenossenschaft RandenSaft zum Interview, um mehr über das Projekt zu erfahren. Sogleich zeigt der gelernte Elektroingenieur die aktuellen Daten der erzeugten Energie auf der App, die jede Stunde aktualisiert wird. Es ist ein bewölkter Tag, an dem die Sonne nur hin und wieder hervorblitzt, trotzdem ist ersichtlich, dass Energie produziert wird. «Viele denken, dass es gar keinen Strom gibt, wenn es regnet. Klar ist es weniger, aber produziert wird jeden Tag», erklärt Martin Sengel. Wichtig sei der Blick übers ganze Jahr und der zeigt: Knapp 40 000 Kilowattstunden (kWh) Strom werden auf dem Flachdach insgesamt produziert. 

Mehr Geldgeber als Dächer

Doch zuerst einmal zum Konzept der Energiegenossenschaft RandenSaft, die vor ziemlich genau neun Jahren – am 17. Oktober 2013 – von acht Privatpersonen auf ehrenamtlicher Basis gegründet wurde. «Wir suchen Dächer beziehungsweise lassen uns Dächer in der Region zutragen, die Potential für eine Solaranlage haben. Mithilfe unserer Genossenschafterinnen und Genossenschafter finanzieren wir dann die entsprechenden Projekte», so Martin Sengel. Der erzeugte Strom werde dann einerseits für das entsprechende Gebäude – in diesem Fall die Velostation – verwendet, andererseits fliesse der Überschuss ins öffentliche Netz. Ab 1000 Franken kann ein Anteilschein erworben werden – aufgerufen wird dann, wenn ein Dach in Aussicht ist. «Bisher ist es nämlich so, dass es herausfordernder ist, geeignete Dächer zu finden als Geldgeber.» Das ist jedoch keinesfalls negativ anzusehen: «Eines unserer Ziele ist es, die Bevölkerung zu sensibilisieren und so einen Beitrag dazu zu leisten, dass es möglichst viele Solaranlagen in der Region gibt», führt Martin Sengel aus. RandenSaft sei keine Bank, die einfach Geld gibt. Der Fokus liegt auf mittelgrossen Photovoltaik-Anlagen auf Dächern von Gemeinden, Landwirtschafts- sowie Industrie- und Gewerbebetrieben. «Wenn Privatpersonen ihre Projekte mit unseren Inputs selbst realisieren, ist das natürlich der Idealfall.» Wer sich dafür interessiert, wie viel Wärme und Energie das eigene Dach produzieren könnte, kann dies auf sonnendach.ch berechnen lassen. 

Drei Projekte realisiert

Auf das Flachdach der Velostation, das 2014 ans Netz ging, folgten zwei weitere Projekte. «Beim zweiten Dach ging es relativ lange, einen geeigneten Ort zu finden», erinnert sich Martin Sengel. Die Fläche sollte mindestens 300 Quadratmeter umfassen, damit es sich für die Genossenschaft lohne. Im Juni 2021 wurde dann die zweite Photovoltaikanlage auf einem Bauernhaus im Chlaffental in Neuhausen fertiggestellt. 

Das grösste der drei Projekte wurde im Juni dieses Jahres auf dem Siblinger Randen finalisiert. Rund 95 000 kWh Strom soll die Photovoltaik-Anlage jährlich produzieren – das entspricht dem Verbrauch von circa 20 bis 25 Haushalten. «Auch hier wird zuerst der Strombedarf des Gebäudes, hier dem Siblinger Randen mit Bauernhof, Restaurant und Mietwohnungen, gedeckt. Den nicht selbst genutzten Strom speisen wir dann ins öffentliche Netz ein und bekommen eine Vergütung», führt Martin Sengel aus. Vor allem im Winter rechnen die Verantwortlichen damit, dass sehr viel selbst gebraucht wird. «Jedoch erhoffen wir uns durch die Höhe auch, dass insgesamt deutlich mehr produziert wird als in der Altstadt.» 

Günstiger und effizienter

Eine aktuell grosse Herausforderung sind die Lieferfristen des Materials sowie die hohe Auslastung der Solarinstallateure. Beim Siblinger Randen dauerte es knapp ein Jahr, bis die Wechselrichter (hier wird der Gleichstrom in Wechselstrom umgewandelt) geliefert wurden. Sehr interessant sei die Preisentwicklung seit 2014 – die Nachfrage für PV-Anlagen ist stetig gestiegen. «Die Anlagen sind dadurch günstiger und gleichzeitig effizienter geworden, was für uns höchst spannend ist», freut sich Martin Sengel. Mit Blick in die Zukunft wünschen sich die Verantwortlichen der Genossenschaft, dass sich noch mehr Menschen vom Potential der Solarenergie überzeugen lassen und durch weitere Investitionen in erneuerbare Energien ein Beitrag zur Energiewende in der Region geleistet wird.  

Das dritte und neuste Projekt von RandenSaft auf dem Siblinger Randen wurde im Juni 2022 in Betrieb genommen. Die Anlage soll rund 95 000 kWh Strom jährlich produzieren, das entspricht dem Verbrauch von 20 bis 25 Haushalten. Bild: zVg. / Solarbau LOWEL
Lara Gansser, Schaffhausen24
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