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Kanton
01.09.2022

Schutz und Förderung der Langohrfledermäuse

Aktionsplan «Langohrfledermäuse»: Schutz und Förderung einer vom Aussterben bedrohten Fledermausart im Kanton Schaffhausen.
Aktionsplan «Langohrfledermäuse»: Schutz und Förderung einer vom Aussterben bedrohten Fledermausart im Kanton Schaffhausen. Bild: zVg./ Dietmar Nill
In der warmen Jahreszeit sind nachts die Fledermäuse unterwegs. Speziell für den Kan-ton Schaffhausen ist die hohe Dichte des vom Aussterben bedrohten Grauen Langohrs. In der Schweiz kommt diese Art nur in einem begrenzten Gebiet vom Jurabogen bis zum Bodenseeraum vor. Mit einer gezielten Umsetzung des Aktionsplans ist der Kanton Schaffhausen auf gutem Weg, die Kolonien des Grauen Langohrs zu erhalten und wieder zu stärken.

Graue Langohren gehören zu den vom Aussterben bedrohten Fledermausarten. Namensgebend sind ihre grossen Ohren. Graue Langohren haben im Sommer ihr Quartier in Gebäuden im Siedlungsraum. Als Jagdlebensraum dienen gut vernetzte Strukturen in der Siedlung sowie in der vielfältigen Kulturlandschaft. In der Region Schaffhausen kommt insbesondere den Obstgärten eine hohe Bedeutung als Lebensraum zu. Fledermäuse sind natürliche Bioindikatoren, ihre Anwesenheit gibt Aufschluss über die biologische Qualität in der Umgebung.

Durch den Verlust von Quartieren und Verlust von Jagdlebensraum (vor allem durch Zunahme von Beleuchtung, Schwund von Obstgärten und naturnahen Flächen im Kulturland) gerät die Art immer mehr unter Druck. Daher hat das Ressort Naturschutz mit finanzieller Unterstützung des Bundesamtes für Umwelt BAFU den Aktionsplan Langohrfledermäuse ins Leben gerufen. Ziel war es, den aktuellen Zustand der Quartiere und deren Umgebung in Schaffhausen zu erheben, bestehende Kolonien zu fördern und den Jagdlebensraum aufzuwerten.

Resultate des Monitorings und der Lebensraumuntersuchung

Im Auftrag des Planungs- und Naturschutzamts hat Fledermausexperte Hansueli Alder 12 Quartiere des Grauen Langohrs und deren Umgebung untersucht. All diese Quartiere befinden sich in Kirchengebäuden (z.B. in der Reformierten Kirche Ramsen). Daraus konnten folgende Erkenntnisse gezogen werden:

  • Drei der Quartiere werden als Wochenstuben genutzt (Quartier mit Jungenaufzucht);
  • Die restlichen neun Quartiere werden als Sommerquartier genutzt;
  • Im Quartier wird die sommerliche Hitze zunehmend zum Problem, es fehlen geeignete kühle Hangplätze;
  • Die zunehmende Beleuchtung im Siedlungsraum ist nachteilig für die lichtsensible Art.;
  • Strukturen und Obstanlagen in der Kulturlandschaft sind entscheidend für den Jagdlebensraum. Hier ist grosses Potential vorhanden.

Ansprüche der Grauen Langohren und Fördermassnahmen

Graue Langohren stellen spezifische Ansprüche an ihre Quartiere, die Quartierumgebung und ihren Jagdlebensraum. Bei den zunehmend wärmeren Sommern sind die Fledermäuse auf kühle Hangplätze angewiesen. Wie alle Fledermäuse reagieren sie zudem empfindlich auf übermässige Lichtemissionen. Die Anflugschneise zum Quartier sowie der Flugkorridor zum Jagdlebensraum muss entsprechend unbeleuchtet sein. Der Jagdlebensraum besteht optimal aus einer strukturreichen Kulturlandschaft mit diversen Obstgärten. Folgende Fördermassnahmen sind daher von grosser Bedeutung:

  • Quartieraufwertungen: Steigerung der Attraktivität des Quartiers, Verbesserung der Bedingungen für die Jungenaufzucht (kühle Hangplätze schaffen);
  • Umgebungsaufwertung: Bewahrung und Förderung von Obstgärten an Siedlungsrändern, artenreiche Blumenwiesen (wichtige Jagdlebensräume);
  • Beleuchtungsverbesserung: Gewährleistung, Schaffung und Erhaltung von Dunkelkorridoren zwischen Quartier und Jagdlebensraum, welche auch Leitstrukturen enthalten (z.B. Hecken).

Kantonaler Aktionsplan gestartet

Im Kantonalen Aktionsplan Langohren sind basierend auf den Quartier- und Lebensraumuntersuchungen sowie den Monitoringdaten pro Standort spezifische, auf den Standort zugeschnittene Fördermassnahmen vorgeschlagen. Die Kirchengemeinden und politischen Gemeinden wurden über diese Resultate informiert. Bei den drei Wochenstuben konnten so bereits 2021 erfolgreich neue kühlere Hangplätze geschaffen werden. Erste Gespräche mit einzelnen Gemeinden und dem Kantonalen Elektrizitätswerk (EKS) betreffend Möglichkeiten zur Beleuchtungsoptimierung im Umfeld von Quartieren und Vernetzungskorridoren haben ebenfalls stattgefunden. In den kommenden Jahren werden in Zusammenarbeit mit Grundeigentümern, Gemeinden und Landwirten weitere Fördermassnahmen sukzessive angegangen. Zusätzlich sollen in weiteren Quartieren das Hangplatz-Angebot verbessert und zusätzliche mögliche Quartierstandorte auf die Anwesenheit des Grauen Langohrs hin untersucht werden.

Mit einer gezielten Umsetzung des Aktionsplans ist der Kanton Schaffhausen auf gutem Weg, die Kolonien des Grauen Langohrs zu erhalten und wieder zu stärken.

Schaffhausen24, Originalmeldung Baudepartement Kanton Schaffhausen