Ausserhalb des Städtchens Eglisau und unweit vom Bahnhof Hüntwangen-Wil findet man im Erdgeschoss eines neueren Bürogebäudes die Verkleiderei. In den grossen und hellen Ladenräumlichkeiten hängen rund 12 000 Kostüme aus allen Zeitepochen, die gemietet werden können. In der Mitte des Ladenlokals befindet sich ein bequemes Sofa. Hier sitzt an einem heissen Sommertag die zierliche Jungunternehmerin Céline Schöller auf einem Holzhocker und streicht sich die Haare zurecht. «Ans Aufhören habe ich auch während den langen Lockdowns nie gedacht», sagt sie.
Kostümverleih findet Anklang
Céline Schöller führt ihr Geschäft seit 2018. Die Idee, historisch-nostalgische Kostüme zu verleihen, spricht viele Leute an. Das Geschäft habe sich von Anfang an gut entwickelt. «Immer mehr geben Veranstalter von privaten und öffentlichen Anlässen ein Motto vor, zu welchem sich die Gäste entsprechend verkleiden müssen», sagt die Ladeninhaberin. Neben privaten Personen und Theatergruppen würden aber auch immer mehr Film- und Fotografie-Teams etwa für Werbeproduktionen zu ihrer Kundschaft gehören.
Corona stellt Existenz in Frage
Der positive Start des Kostümverleihs findet allerdings im März 2020 mit den Corona-Massnahmen ein abruptes Ende. Durch die staatlich verordnete Schliessung des Ladens und das weitgehende Verbot aller privaten und öffentlichen Anlässe wird die Geschäftstätigkeit während Monaten unterbrochen. «Von einem Tag auf den anderen brachen sämtliche Einkünfte weg, während die Betriebskosten weiterliefen», sagt Céline Schöller. Zwar habe der Vermieter des Ladenlokals während zwei Monaten der Schliessung die Miete reduziert und etwas verzögert habe sie vom Staat einen kleinen Erwerbsausfall erhalten. Damit habe sie jedoch nur knapp die Geschäftsmiete bezahlen können. «Ich sass während des Lockdowns wochenlang alleine im geschlossenen Ladenlokal und habe hochwertige Corona-Stoffmasken entwickelt und etwa 1 000 Stück davon hergestellt. Diese konnte ich online gut verkaufen», sagt Céline Schöller heute. Damit habe sie ihren Betrieb am Leben erhalten. Und dennoch: Aufgeben war für sie auch während dieser kritischen Phase nie ein Thema. «Ich erlebe jeden Tag, wie gerne sich die Leute verkleiden und Lust darauf haben, in eine andere Welt einzutauchen», hält sie fest. Sich für einen Abend in einer anderen Rolle zu bewegen sei so gefragt, weil es die Stimmung an einem Anlass sehr positiv beeinflusse.