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Sport
29.08.2022
30.08.2022 10:40 Uhr

Rudernd über den Atlantik

Michael Stoll, Damara Mathis und Cindy Bak werden im Dezember 2024 an der Talisker Whisky Atlantic Challenge teilnehmen. Dabei werden sie über 4800 Kilometer über den Atlantik rudern.
Michael Stoll, Damara Mathis und Cindy Bak werden im Dezember 2024 an der Talisker Whisky Atlantic Challenge teilnehmen. Dabei werden sie über 4800 Kilometer über den Atlantik rudern. Bild: Nathalie Homberger, Schaffhausen24
Cindy Bak, Damara Mathis und Michael Stoll haben sich eine grosse Aufgabe gestellt. Im Dezember 2024 nehmen sie an der Talisker Whisky Atlantic Challenge teil – einem Ausdauerrennen, bei dem die Teilnehmenden über den Atlantik rudern.

4800 Kilometer, rund 1 Million Ruderschläge und 30 bis 50 Tage auf dem Ozean: Was sich Cindy Bak aus Wil (ZH), Michael Stoll aus Bülach und Damara Mathis aus Luzern vorgenommen haben, hat es in sich. Im Dezember 2024 nehmen sie an der Talisker Whisky Atlantic Challenge teil. Das Ziel: Den Atlantik von La Gomera auf den kanarischen Inseln bis nach Antigua in der Karibik in einem Ruderboot überqueren. Diese Challenge ist ein Ausdauerrennen, bei dem jedes Jahr rund 30 Teams Tausende von Kilometern über den Atlantik rudern und sich mit Mutter Natur messen. Das jährlich stattfindende Rennen beginnt Anfang Dezember. In zwei Jahren werden Cindy Bak, Michael Stoll und Damara Mathis mitten im Geschehen sein, und zwar als die Swiss Atlantic Breakers. 

Herausforderung gesucht

Cindy Bak, die das Gasthaus Sternen in Rafz führt, ist die treibende Kraft hinter der Idee. «Die Überquerung ist für mich ein Schlussstrich. Nach acht Jahren Wirten will ich alles etwas Revue passieren lassen, wieder spüren, in welche Richtung es beruflich nachher gehen kann. Es ist eine neue Türe, die aufgeht», erklärt die 39-Jährige, die das Gasthaus Sternen Ende 2023 verlässt. Die Wilerin macht seit ihrer Kindheit viel Sport. Ob Laufsport, Langlauf oder auf dem Rennvelo: Sie fühlt sich in zahlreichen Ausdauersportarten wohl. Der Zeitpunkt für die Challenge könne für sie nicht besser sein. Nach dem Abschied aus der Selbstständigkeit in der Gastronomie braucht sie eine körperliche und psychische Herausforderung. 

Um ihre Zwillingsschwester Damara Mathis sowie den Rettungssanitäter Michael Stoll wortwörtlich ins Boot zu holen, brauchte Cindy keine grossen Überredungskünste. Die Schwestern verbindet Sport schon seit ihrer Kindheit. Zuletzt nahmen sie zusammen am Wasalauf in Schweden teil, eine der grössten Skilanglaufveranstaltungen der Welt mit einer Länge von 90 Kilometern. Kaum war das Rennen beendet, suchte Cindy Bak nach einer noch grösseren Herausforderung und kam mit dem Vorschlag, an der Atlantik-Überquerung teilzunehmen. Die Wirtin verfolgte in den Medien vor einigen Jahren die Swiss Mocean, das erste Schweizer Boot, welches den Atlantik überquerte. «Es hat mich einfach gepackt und ich spürte schon damals, dass es genau die richtige Challenge für mich ist. Ich musste gar nicht gross nachdenken», erklärt die 39-Jährige. Dem fügt Damara Mathis hinzu: «Es ist zwar verrückt, was wir vorhaben, aber machbar. Ich musste keine Sekunde überlegen.»

Michael Stoll kennen die beiden Sportlerinnen von früheren Wettkämpfen, die sie zusammen bestritten haben. «Cindy weiss, dass ich für jeden Seich zu haben bin und zu so einer Chance nicht Nein sagen kann», führt der 29-Jährige aus. Auch er ist von sportlicher Natur. Fitness, Rennvelofahren, Wandern, Tauchen – seine Interessen sind breit gefächert.

Im Moment ist das Trio noch auf der Suche nach einer vierten Person, die mit ihnen an der Challenge teilnimmt. Dafür lassen sie sich aber Zeit, denn es müsste schon passen zwischen allen Teilnehmenden. Interessierte können sich bei den Swiss Atlantic Breakers melden.

Bild: zVg.

Weniger Rudern, mehr Ausdauer

Die Swiss Atlantic Breakers werden zwar erst im Dezember 2024 an den Start gehen. Dennoch stecken sie bereits mitten in den zeitintensiven Vorbereitungen. Bisher haben sie diverse Schulungen wie Navigations- oder Survivalkurse absolviert. «Die Rennleitung hat einen strengen Katalog, was wir alles nachweisen müssen, damit wir teilnehmen dürfen», erklärt Michael Stoll. Bis Ende Jahr bauen sie aus sportlicher Sicht ihre Ausdauer und die Kraft auf. Ab dem Frühling 2023 wird mit und auf dem Boot trainiert. Es handelt sich um ein Aluminiumboot namens Heidi, welches dieses Jahr nochmals über den Atlantik geht. Es ist knapp 900 Kilogramm schwer, misst eine Länge von 9,5 und eine Breite von 1,9 Metern. Momentan ist das Trio noch auf der Suche nach einem Bootsplatz am Vierwaldstättersee, wo sie zusammen auf dem Boot trainieren werden. Zudem müssen sie 72 Übungsstunden auf dem Meer absolvieren. Dafür werden sie wahrscheinlich nach Holland reisen.

Die Atlantiküberquerung hat weniger mit Rudern, wie wir es in der Schweiz kennen, zu tun, sondern viel mehr mit Ausdauer. «Dadurch, dass wir alle Ausdauersportler sind, sind wir mental und körperlich schon gut vorbereitet. Wir sind zusammen bereits an körperliche Grenzen gelangt und wissen, wie wir im Team funktionieren und wieder Energie sowie Adrenalin aufbauen können», ist Cindy Bak überzeugt. «Das Wichtigste ist, dass wir gut aufeinander schauen und Respekt voreinander haben. Dann meistern wir auch diese Challenge.»

Rudern für den guten Zweck

Während der rund sechs Wochen andauernden Challenge, werden jeweils zwei Personen immer am Rudern sein. «Es ist ein neues Abenteuer, du lernst dich selbst von einer neuen Seite kennen», sagt Michael Stoll. Daher ist es von Vorteil, wenn sie mindestens vier Ruderer sind. Die Teilnehmenden werden nur das Nötigste auf das Boot nehmen dürfen. Material, das von der Rennleitung vorgeschrieben wird, vom Sonnenhut bis zum GPS-Tracker, ausserdem wenige Hygieneartikel und vor allem die täglichen Essenspakete in Form von Astronautenessen. Mindestens 5000 Kalorien muss jede Person pro Tag zu sich nehmen. Das Wasser wird von ihnen selbst auf dem Boot mit einer Pumpe und Filter aufbereitet. 

Die Sportler werden in den 30 bis 50 Tagen auf offener See isoliert sein und haben keinen Handyempfang. «Wir werden uns mit wenig zufriedengeben müssen», meint Michael Stoll. Wenn es mal einen Notfall gäbe, kann die Rennleitung auf einem Begleitboot informiert werden. «Es kann aber bis zu zwei Tage dauern, bis sie bei uns sind», meint der 29-Jährige. Unterstützt werden die Swiss Atlantic Breakers unter anderem von Kaja Müller, der Schwester von Cindy Bak und Damara Mathis, als Rudercoach, sowie von Klaus Schneider als Berater in Sachen Navigation. 

Bei der Atlantik-Überquerung steht aber nicht nur das Sportliche im Fokus: Auch sammelt das Trio im Rahmen der Challenge Geld für den guten Zweck, und zwar für das Kinderheim Titlisblick. Das Trio hat sich jedenfalls eine grosse Herausforderung gestellt. Der «Bock» wird das Team während seinen Vorbereitungen sowie bei der Challenge medial begleiten.

Weitere Infos zum Projekt und zur Spendenmöglichkeit sind unter swiss-atlantic-breakers.ch zu finden.

Nathalie Homberger, Schaffhausen24