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Kultur
16.08.2022

Endlich vereint

Hier werden die beiden Fragmente der Speerspitze wieder zusammengefügt.
Hier werden die beiden Fragmente der Speerspitze wieder zusammengefügt. Bild: zVg.
Zwei Fragmente einer altsteinzeitlichen Speerspitze aus Rentiergeweih sind nach langer Trennung wiedervereint. Der Kanton Jura retournierte kürzlich zwei archäologische Funde nach Schaffhausen, darunter die untere Hälfte einer im Museum zu Allerheiligen ausgestellten Speerspitze aus Rentiergeweih. Die Objekte stammen aus dem Kesslerloch, wo sie vor rund 15 000 Jahren in den Boden gelangten.

Anfang Dezember 1873 startete der Lehrer Konrad Merk mit einigen Schülern eine erste Ausgrabung beim Kesslerloch und entdeckte dabei einen der bedeutendsten altsteinzeitlichen Siedlungsplätze Europas. Zu den Besuchern der ersten Stunde gehörte auch Paul Choffat, ein Geologe aus Zürich, aufgewachsen in Porrentruy im heutigen Kanton Jura. Er grub zwei Objekte aus Rentiergeweih aus, nahm diese mit und übergab sie später der Sammlung des Lycée de Porrentruy.

Über die ganze Welt verteilt

Zahlreiche weitere Funde aus dem Kesslerloch ereilte ein ähnliches Schicksal. Sie verliessen während und nach den Ausgrabungen beim Kesslerloch den Kanton Schaffhausen. Wie im 19. Jahrhundert üblich, verkauften auch Konrad Merk und seine Nachfolger Fundmaterial, um die Grabungsarbeiten zu finanzieren. Eine Umfrage durch den ehemaligen Kantonsarchäologen Markus Höneisen zeigte, dass weltweit in über 20 Sammlungen Objekte aus Schaffhausen zu finden sind. Ein Grossteil der Funde liegt im Rosgartenmuseum in Konstanz, darunter auch das berühmteste Fundstück und gleichsam das Wahrzeichen des Kesslerlochs: ein Geweihstück mit einem eingeritzten Rentier.

Freiwillige Rückgabe

Erst mit dem Inkrafttreten des Zivilgesetzbuches 1908 legte man fest, dass archäologische Funde dem Staat beziehungsweise dem Kanton gehören und Zufallsfunde der Kantonsarchäologie gemeldet werden müssen. Weil der Fund der beiden Objekte aus dem Kesslerloch jedoch vor Inkrafttreten des Zivilgesetzbuches erfolgte, war der Kanton Jura bis anhin legaler Eigentümer. Umso erfreulicher ist es, dass der Kanton Jura nun die beiden Funde freiwillig an Schaffhausen bzw. an die Kantonsarchäologie Schaffhausen zurückgegeben hat.

Zwei Fragmente, ein Objekt

Die untere Hälfte der Speerspitze wurde nun in der Dauerausstellung zur Regionalen Archäologie im Museum zu Allerheiligen mit der bereits ausgestellten oberen Hälfte vereint und ist künftig als zwar zerbrochenes, aber wiederhergestelltes ganzes Objekt zu bewundern. Wann und aus welchem Grund die Speerspitze zerbrach, ist heute nicht mehr zu erkennen. Die Bruchstellen sind verrundet und passen nicht mehr exakt aufeinander. Dies bedeutet, dass die Spitze bereits zerbrochen war, als sie in den in den Boden gelangte. Dass die zwei Fragmente zusammengehören, ist jedoch gewiss: Die eingeritzte Verzierung läuft über die Bruchstelle hinaus.

Schaffhausen24, Originalmeldung Museum zu Allerheiligen