Alle drei Jahre führt die Knabenmusik Schaffhausen (KMS) eine Musikreise durch, die sie 2022 sozusagen zweiphasig nach Holland geführt hat: Chillig am Meer in Zeeland und herausfordernd in Kerkrade am World Musik Contest 2022 (WMC), heisst es in einer Medienmitteilung der KMS. Die drei Buchstaben WMC geisterten dann auch immer irgendwo im Hinterkopf mit, im Wissen darum, dass sich die Knabenmusik Schaffhausen am Ende der Musikreise der Herausforderung stellen wird, an der nur alle paar Jahre stattfindenden Weltmeisterschaft der Blasmusik teilzunehmen. Eins vorweg: ein beachtlicher 5. Platz in der 3. Stärkeklasse neben Orchestern, die normalerweise in höheren Kategorien spielen und teilweise sogar durch Profis verstärkt wurden, ist auch bei nur 7 Teilnehmenden in der gleichen Kategorie aller Ehren wert. Da hat Dirigent Daniel Jenzer seine Mannschaft zum richtigen Zeitpunkt zur Höchstleistung trainiert!
Weckdienst durch Jungtambouren
Natürlich wurde die Basis schon in den vergangenen Monaten zuhause gelegt, nur der allerletzte Feinschliff folgte in Holland; es hätte sonst die Zeit für weitere Aktivitäten und – richtig – für den chilligen Teil gefehlt. Was dann aber abends trotz chillig als Rakete durchgestartet ist, musste morgens jeweils zuerst wieder die Zündschnur trocknen, um dem während des Tages Gebotenen einigermassen Paroli bieten zu können. «An dieser Stelle einen ausdrücklichen Dank an die Jungtambouren für den zärtlichen Weckdienst», schreibt Bruno Litschi, Präsident der KMS weiter.
Verpflegt hat die KMS im «Tonnenmagazijn», was wohl früher das Fasslager für den angrenzenden kleinen Hafen war. Dessen umtriebige Mannschaft war offensichtlich vom Namen ihres Lokals angetrieben, mit Unmengen an leckeren holländischen Spezialitäten aus jedem Mitglied mindestens ein kleines Fässchen zu formen. «Was sollen wir sagen… bei einigen hat’s nach eigenen Aussagen gewirkt», so der KMS-Präsident. Im gleichen Lokal fanden zwischendurch Proben statt; der WMC motivierte genügend dazu.
Erreicht worden sei das Tonnenmagazijn mit klassischen Hollandrädern, die lediglich über einen Gang und eine Rücktrittsbremse verfügten. Diese technische Basis und die Tatsache, dass teils Mitglieder ihre Velos recht unbedarft einsetzten und sich wohl im Feld der «Zeeland Classics» wähnten, führte vor allem im Bereich der Knie zum würdigenden Gedenken an Paul C. Beiersdorf, der als Erfinder des neuzeitlichen Pflasters gilt.
Am Meer? Klar, da waren sie auch! Zum Schwimmen, zum Mitglieder verbuddeln (wir haben sie dann doch alle wieder gefunden) und natürlich, um eine Marschmusikprobe direkt am Meer durchzuführen. Die Begeisterung der anwesenden Badegäste motivierte dann auch zu einem anschliessenden Strandkonzert, wie die KMS weiter mitteilt.
Und ja, es wirkt schon sehr touristisch, wenn mit einem Führer die erstellten Deiche und Windmühlen besichtigt werden, aber erst dann erschliesst sich einem die wahre Leistung der holländischen Ingenieure, die nicht umsonst weltweit als Spezialisten für alles rund ums «Wasser bändigen» bekannt sind.