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Kultur
25.07.2022

Welturaufführung

Damir Zizek ist Regisseur, Bühnentechniker und Komponist. Das Ausstatten der Bühne ist für ihn ein wesentlicher Bestandteil der Vorbereitungen.
Damir Zizek ist Regisseur, Bühnentechniker und Komponist. Das Ausstatten der Bühne ist für ihn ein wesentlicher Bestandteil der Vorbereitungen. Bild: Gabriella Coronelli, Schaffhausen24
Das 16. Schaffhauser Theaterspektakel zeigt ab kommender Woche in der Bachturnhalle das Stück «Mister X macht Ferien». Die unterhaltsame Mischung aus Theater und Film wird mit viel Musik uraufgeführt. Die neue Bearbeitung eines alten, noch nie als Theater aufgeführten Textes von Friedrich Dürrenmatt. Regie führt Damir Zizek.

Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Damir Zizek steht mit seinem Team auf der Bühne der Bachturnhalle in Schaffhausen, wo gerade diverse technische Einrichtungen vorgenommen werden. Mit einem Schraubenzieher werkelt er an einer Holzkonstruktion. Überall im Raum sind scheinbar nicht zueinander passende Requisiten verteilt: Engelsfiguren, Kopfskulpturen, eine mehrstöckige Torte und auch eine Vespa ist zu sehen. «Solche handwerklichen Arbeiten erden mich», erzählt der Gründer des Schaffhauser Theaterspektakels, kurz SHpektakel, und unterbricht kurzzeitig seine Arbeit. 

Dürrenmatt persönlich getroffen

«Extrem», antwortet Damir Zizek auf die Frage, ob er Friedrich Dürrenmatt als eine Inspirationsquelle bezeichnen kann. Nach «Play Strindberg», «Die Physiker» und «Romulus der Grosse» ist es die vierte SHpektakel-Produktion einer Arbeit von Friedrich Dürrenmatt.

«Am Anfang meiner Karriere durfte ich ihn persönlich kennenlernen. Und das erste Stück, das ich am Schauspielhaus als Tontechniker übernehmen durfte, war ein Werk von ihm. Sein Schaffen hat mich sehr fasziniert und auch sehr geprägt», erzählt der Regisseur Damir Zizek. Mit «Mister X macht Ferien» entschied sich der der 59-jährige Theatermacher zum wiederholten Mal für ein Werk aus der Feder Dürrenmatts.

Namenlose Hauptrollen

Der 1953 geschriebene Text von «Mister X macht Ferien» erschien erst 1978. «Trotz einiger Recherchen konnte ich abschliessend nicht herausfinden, warum er erst 25 Jahre später erschien», erklärt der Regisseur, Bühnentechniker und Komponist Damir Zizek. 1953 sei in politischer Hinsicht ein turbulentes Jahr gewesen. Es könnte demnach möglich sein, dass Friedrich Dürrenmatt den Moment dahingehend nicht als ideal empfand, um den Text zu veröffentlichen und ihn in eine Schublade steckte. 1978 hingegen war im religiösen Kontext bewegend, denn gleich drei Päpste bestiegenen in diesem Jahr den Heiligen Stuhl. «Mister X macht Ferien» greift mit den namenlosen Darstellerinnen und Darstellern ebenfalls religiöse Aspekte auf. «Es ist wohl ein Kunstgriff Dürrenmatts. Der Witz würde mit Namen wie Teufel oder Gott verloren gehen», erklärt der Theatermacher.

«Die Vorbereitungen für ein Stück dauern in der Regel gut zwei Jahre»
Damir Zizek

Der Teufel trägt falschen Namen

Friedrich Dürrenmatts «Mister X macht Ferien» ist eine 19-seitige Kurzgeschichte. Mit der Absicht, Gutes tun zu wollen, bittet Mister X seinen Chef Mister U nach 6000 Jahren erstmalig um Urlaub. Aus den Beschreibungen lässt sich kombinieren, dass es sich bei Mister X um den Teufel und bei Mister U um Gott handeln muss. Was der Chef zunächst nicht weiss ist, dass Mister X einen Besuch im Zäzilienstift, einem Nonnenkloster, abstatten möchte. Dahin sendet Mister X, der im Nonnenkloster unter einem anderen Namen bekannt ist, jeden Monat auf dem Postweg eine grosse Geldsumme. Die Nonnen sollen brieflich über die Ankunft dieses Besuches informiert werden. Doch vor der Überbringung der Nachricht, trifft der Postbote auf Gangster. Die Zäzilienstift soll überfallen und der Geldspender entführt werden. Doch so weit wird es nicht kommen.

Lange Vorbereitungszeit

«‹Mister X macht Ferien› schwirrte mir während 20 Jahren immer wieder im Kopf umher», erinnert sich Damir Zizek. Ursprünglich habe er ein anderes Stück für das diesjährige SHpektakel geplant. Aufgrund des Weltgeschehens sei ihm aber diese Geschichte wieder in den Sinn gekommen und er hätte sie als sehr passend empfunden. 

«Die Vorbereitungen für ein Theaterstück dauern in der Regel gut zwei Jahre», so der künstlerische Leiter. Die Texte sind den Darstellerinnen und Darstellern, die allesamt bereits mit Damir Zizek zusammengearbeitet haben, vor gut drei Monaten zur Verfügung gestellt worden. Bis auf drei Nebenfiguren, sind alle Darstellerinnen und Darsteller professionelle Schauspielende. Die Leseprobe ist der Beginn der Probephase, bei welcher das gesamte Stück mit den zugewiesenen Rollen im Gremium gelesen wird. Diese fand im Juni statt und seit Anfang Juli wird das Stück, in chronologischer Reihenfolge, geübt. «Mister X macht Ferien» feiert am 2. August um 20.30 Uhr Premiere in der Bachturnhalle und wird danach zehnmal aufgeführt. Der Spielplan ist auf shpektakel.ch abrufbar.

Gabriella Coronelli, Schaffhausen24