Müller Energie GmbH, Ökostrom Schweiz und CNG-Mobility.ch begrüssten vergangene Woche zur Eröffnung der ersten Schweizer Biogastankstelle auf einem Bauernhof auf dem Landwirtschaftsbetrieb Unterbuck in Thayngen etwa 80 Gäste. Die Begrüssungsrede begann die Land- und Energiewirtin Andrea Müller mit einem Rückblick: «Als mein Mann Christian und ich uns im 2006 das erste Mal mit Biogas auseinandersetzten, hatten wir im besten Fall eine Vision, aber sicherlich keinen Plan». Die Vision verwandelte das Bauern-Ehepaar jedoch rasch in ein konkretes Konzept. Dennoch hätten sich Andrea und Christian Müller bis zur Inbetriebnahme der Biogas-Anlage im 2014 in viel Geduld üben müssen. «Sieben Jahre Bewilligungszeit für nachhaltige Projekte sind einfach sechseinhalb Jahre zu viel», so die Energiewirtin weiter.
Ursprünglich nur für Eigenbedarf
Andrea Müller erzählt weiter, dass die Biogas-Tankstelle ursprünglich aus einem simplen Gedanken entstanden sei: «Wir wollten den Treibstoff für die Traktoren unseres landwirtschaftlichen Betriebes selbst produzieren». Denn die Energiewirtschaft ist nur ein Standbein ihres Betriebes. Als produzierende Landwirte könnten sie den halben Kanton Schaffhausen mit Kartoffeln versorgen. Auch das Futter für ihre rund 400 Tiere werde selbst produziert. Zudem könne der Betrieb den Rindfleisch-Bedarf von 5000 Personen decken.
Anhänger geschlossener Kreisläufe
Andrea und Christian Müller seien grosse Anhänger geschlossener Kreisläufe. Aus eigenem und aus anderen Betrieben zugeführtem Mist und Gülle sowie weiteren organischen Reststoffen produzieren sie Strom und Wärme und neu auch Treibstoff. In der Biogasanlage werde die Biomasse zuerst vergärt. Die Mikroorganismen werden dann unter Luftabschluss abgebaut und zu Biogas umgewandelt. Das Biogas werde dadurch zu erneuerbarer Energie. Gleichzeitig entstehe auch Abwärme. Zwischenzeitlich erzeuge Müller Energie Ökostrom für 600 Haushalte und ganzjährige Wärme für 270 Wohneinheiten, ein Schulhaus und drei Gewerbebetriebe. Mit der kürzlichen Inbetriebnahme der Biogas-Tankstelle schliesse sich ein weiterer Kreislauf. Einer der Traktoren, welcher die Felder für die Futterproduktion ihrer Rindermast bestellt, wird an der eigenen Biogas-Tankstelle getankt. Der Treibstoff: die Gülle der eigenen Tieren.
Visionäre unter sich
Stefan Mutzner erzählt von der Vision von Ökostrom Schweiz. Diese sähe bis zum 2040 schweizweit energieautarke und fossilfreie landwirtschaftliche Betriebe vor. «Bauern sind prädestiniert für die Energieproduktion», so der Vorsitzende der Geschäftsleitung. Mit der Inbetriebnahme der Biogas-Tankstelle sei im Unterbuck Pionierarbeit geleistet worden.