Die nächste Ausgabe von «Ton!olo deckt auf» findet am 13. Juni um 19.30 Uhr im Trottentheater in Neuhausen statt. Der Gastgeber Beat Toniolo begrüsst dieses Mal Bea Petri, Gründerin der Schminkbar Zürich sowie Gründerin und Präsidentin des Fördervereins Nas Mode, und den Wissenschaftler Felix Hasler. Somit treffen Wissenschaft und Unternehmergeist für einen Talk aufeinander. Der «Bock» führte mit dem Wissenschaftler Felix Hasler im Vorfeld des Kulturabends ein exklusives Interview.
Der Wissenschaftskritiker
Der Liechtensteiner Felix Hasler, der mittlerweile in Berlin wohnhaft ist, studierte in Bern Pharmazie und promovierte mit einer Doktorarbeit zur Pharmakologie von psychoaktiven Pilzen. Danach forschte er über einen längeren Zeitraum an der Psychiatrischen Uniklinik Zürich, dem Burghölzli. «Wir haben dort mit neurowissenschaftlichen und psychologischen Methoden Grundlagenforschung zu halluzinogenen Substanzen gemacht» erzählt der heute 56-jährige Wissenschaftler. Felix Hasler bezeichnet sich selbst als Wissenschaftskritiker. «Ich kritisiere die überzogenen Welterklärungsansprüche, die die Hirnforschung oftmals für sich reklamiert», erklärt Felix Hasler. Der Wissenschaftler ist der Meinung, dass die akademische Psychiatrie auf der Suche nach den Ursachen psychischer Erkrankungen nicht länger alle Energie in die Untersuchung von Genen und Molekülen stecken sollte. Vielmehr solle die psychiatrische Arbeit pragmatisch auf das ausgerichtet werden, was den Menschen auch tatsächlich helfe. Aus seiner Sicht brauche es beispielsweise mehr sozialpsychiatrische Massnahmen direkt vor Ort in den Gemeinden, mobile Kriseninterventionsteams oder verbesserte Psychotherapieformen. Auch bezüglich der Einnahme von Psychopharmaka vertritt er seine Meinung «Es sollten nur die Patienten Psychopharmaka bekommen, bei denen es wirklich nicht anders geht. Die Folgen der Übermedikation – gerade mit Antidepressiva – sind nämlich gravierend».
Jahrzehntelange Forschungsarbeiten
2012 erschien sein erstes Buch «Neuromythologie». In seinem zweiten Werk «Endstation Hirn? Aufstieg und Fall der Biologischen Psychiatrie», das Ende des Jahres erscheinen soll, behandelt Felix Hasler unter anderem die jahrzehntelangen Forschungsanstrengungen, im Gehirn nach Mechanismen psychischer Störungen zu suchen. «Diese waren aber weitestgehend erfolglos – auf jeden Fall, was die praktische Bedeutung für die Behandlung angeht. Seit Jahrzehnten gibt es keine mechanistisch neuen Psychopharmaka und psychisch belastete Menschen werden auch nicht schneller gesund als vor 20, 30 Jahren», führt der Gehirnforscher weiter aus. Felix Hasler bringt vor, dass sich selbst in der Fachwelt Skepsis breit mache und auch die Pharmaindustrie weitgehend die Hoffnung verloren habe, aufgrund von Erkenntnissen aus der Hirnforschung neue, passgenaue Medikamente entwickeln zu können. Der Wissenschaftler vertritt die Meinung, dass sich die Psychiatrie wieder einmal in einer Krise befinde und sagt, dass das Buch auch ein Versuch sei, abzuschätzen, wie es zukünftig weitergehen könnte.
Vorfreude auf beiden Seiten
Die Hirnforschung ist auch für den Gastgeber des Abends, Beat Toniolo, eine interessante Thematik. Er stelle sich die komplexe Frage, wie denn eigentlich ein Gehirn funktioniere. «Daher kam die Idee, Felix Hasler einzuladen. Er kann uns diese Komplexität bestimmt näherbringen», ist sich Beat Toniolo sicher. Weiter verrät der «Ton!olo deckt auf»-Initiator, dass er keine Erwartungen an die Show habe. Er lasse sich überraschen und sei sehr neugierig. Die Vorfreude auf seine beiden Gäste und auf ein interessiertes wie neugieriges Publikum sei allerdings gross. «Die beiden wären sich wahrscheinlich nie begegnet. Das macht diese Austausch-Abende auch aus».