Andrea Müller und ihr Ehemann Christian bewirtschaften in dritter Generation den Bauernhof Unterbuck in Thayngen. Die Schwerpunkte des Betriebes liegen im Anbau von Kartoffeln, Weizen und Mais sowie in der Mastrinderhaltung und nicht zuletzt auch im Erzeugen von Energie. «Mit unserem Kartoffelertrag könnten wir die ganze Stadt Schaffhausen versorgen», verrät Andrea Müller. Schon als Kind war die Kartoffelernte ein Ereignis, auf das sich die in Oerlikon aufgewachsene Bäuerin stets freute. «Mein Gotti und mein Götti betrieben einen Bauernhof», so die ursprünglich gelernte Maschinenzeichnerin.
Von der Bäuerin zur Betriebsleiterin
Als sie vor vielen Jahren im Aprés-Ski einen jungen Bauern aus Thayngen, ihren heutigen Mann, traf, war für sie schnell klar, dass sie mehr über Landwirtschaft und die damit verbundenen betriebswirtschaftlichen Zusammenhänge lernen wollte. Als sie sich für die Bäuerinnenschule anmeldete, kam diese Entscheidung für ihr Umfeld nicht überraschend. Ihr Interesse an der Landwirtschaft kam nicht erst, als sie sich in ihren heutigen Mann verliebte.
Dem «Bock» offenbart Andrea Müller, dass die Bäuerinnenschule nicht ihrem Naturell entsprach. «Die inhaltlichen Lernziele dieser Ausbildung begrenzen sich fast nur auf Haushalt und Kochen und das ist so gar nicht meine Welt», erzählt die politisch engagierte Unternehmerin lächelnd. Sie koche zwar grundsätzlich nicht ungern, an einem Bauernhof interessiere sie sich aber vor allem für die betriebswirtschaftlichen Aspekte. Auch optisch passte Andrea Müller nicht in die damalige Frauengruppe. Da sie diese Weiterbildung berufsbegleitend absolvierte, kam sie entsprechend in Berufskleidung zum Unterricht. Also in Designerkleidung und High Heels, wie es sich für eine Verkaufsleiterin eines renommierten internationalen Modehauses im gehobenen Segment gehört. «Man bat mich, meine Stöckelschuhe auszuziehen und stattdessen Finken zu tragen», erinnert sich die Parteipräsidentin der SVP Schaffhausen, die nicht viel mit Hausschuhen anfangen konnte.
Ihren Wissensdurst stillte sie – zumindest vorerst – mit dem darauffolgenden Lehrgang zur eidgenössisch diplomierten Bäuerin. Gemeinsam mit weiteren interessierten Landwirten befasste sich Andrea Müller mit den von ihr bevorzugten Themenkreisen wie der Betriebs- und Personalführung und dem Marketing. Bei der Ausbildung zur Betriebsleiterin war sie als weibliche Teilnehmerin eine Ausnahmeerscheinung. «Jährlich lassen sich schweizweit maximal zwei Frauen zur Betriebsleiterin ausbilden», so die engagierte Unternehmerin weiter.