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Schaffhausen
17.01.2022

Die Türme Schaffhausens

Schwabentor 1866 mit zwei Rundtürmen. Diese wurden 1867 abgebrochen.
Schwabentor 1866 mit zwei Rundtürmen. Diese wurden 1867 abgebrochen. Bild: Bild: Reproduktion einer Lithographie von Emanuel Labhardt/Stadtarchiv Schaffhausen
In dieser Serie blickt der «Bock» auf einstige Ereignisse, Bauten und Errungenschaften in der Region Schaffhausen zurück. Das Stadtbild Schaffhausens prägten schon früher die verschiedenen Türme. Einige waren vor ein paar Jahrzehnten noch deutlich imposanter als heute.

Im Laufe der Zeit hat sich das Bild Schaffhausens immer wieder verändert. Es wurden nicht nur um die Stadt herum immer mehr Häuser gebaut, sondern auch in der Altstadt gab es regelmässig Veränderungen. Viele davon dürfte eine Mehrzahl der Bevölkerung aus heutiger Sicht bereuen. Wie die meisten Städte, hatte auch Schaffhausen in früheren Jahrhunderten noch deutlich mehr Türme. So gab es auf der heutigen Bachstrasse am Fusse der Munottreppe den Ampelturm oder in der Vorstadt auf Höhe des Restaurants Schützenstube das Bogentor. Beide Türme wurden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts abgebrochen. Bereits etwas früher fiel auf der anderen Seite des Munots, beim Güterhof, der Schwarzturm den neuen städtebaulichen Plänen zum Opfer. Um am Rhein Platz zu schaffen, wurden 1842 mehrere Gebäude abgebrochen, dazu gehörte auch das Schwarztor, sowie die beiden Türme bei der Rheinbrücke auf Schaffhauser und Feuerthaler Seite. Vom Rheintor blieb, gemäss einem Bericht des Schaffhauser Lokalhistorikers Kurt Bächtold, nur die Uhr übrig, welche heute den Güterhof ziert. Ansätze des Schwarztors sind heute noch an der Fassade des Güterhofs, auf der Seite der Fischerhäuserstrasse zu sehen. 

Heute deutlich weniger hoch

Andere Türme sind heute noch zu sehen, oft aber in einer kleineren Variante. So zum Beispiel das bekannte Schwabentor am nördlichen Ende der Stadt. Erstmals urkundlich erwähnt wurde das Bauwerk 1361 als «Neuturm». 1932 wurde das Innere des Turms bei einem Brand vollständig zerstört. Auch das Dach mit dem kleinen Glockenturm konnte nicht gerettet werden. Beim Wiederaufbau wurde auf eine Glocke verzichtet. Stattdessen wurde dem Turm ein einfaches Zeltdach aufgesetzt. An der damaligen Erneuerung des Turmes war auch der Kunstmaler Arnold Oechslin beteiligt, der den über Schaffhausen hinaus bekannten Spruch «Lappi tue d’Augen uf» geprägt hatte. Dieser Spruch überzeugte den Stadtrat, zumal vor dem Schwabentor eine wichtige Strassenkreuzung gebaut wurde. Ein anderer einst mächtiger Turm der Stadt ist der Fronwagturm am südlichen Ende des Fronwagplatzes. Im 14. oder 15. Jahrhundert wurde der damals fünfstöckige Turm um zwei weitere Stockwerke erhöht. Im 16. Jahrhundert liess die Stadt Schaffhausen den Turm weiter zu einem repräsentativen Gebäude ausbauen und liess ihn ausführlich renovieren, bunt bemalen und wenig später mit der bekannten astronomischen Uhr ausstatten. Am frühen Morgen des 1. Juni 1746 stürzte der Turm ein. Bereits im folgenden Jahr liess ihn die Stadt nach Plänen von Hans Conrad Spengler im spätbarocken Stil wieder aufbauen. Der Turm wurde nicht mehr so hoch, dafür mit dem heute typisch geschwungenen Dach versehen. 

Nicht der Zeit entsprochen

Währenddem Schwabentor und Fronwagturm durch Brand oder Einsturz verkleinert wurden, passierte dies beim Postgebäude an der Bahnhofstrasse gegen Mitte des 20. Jahrhunderts aus, aus damaliger Sicht, ästhetischen Gründen. Der Turm war für viele schlicht zu verschnörkelt. So hiess es nach der Renovation und dem Umbau des Postgebäudes 1941 im Schaffhauser Intelligenzblatt: «Der romantische Bau der Hauptpost mit seinem abenteuerlichen, mächtigen Turme ist zettgemäß renoviert worden, indem das Phantastische mittelalterlicher Burgenromantik, soweit es möglich war, abgetragen wurde.» Weiter erfreute sich der Verfasser des Artikels: «Die Linien der Front sind nun einfach gezogen, die Renovation ist gelungen und das Postgebäude reiht sich nun ganz erträglich in das alte Schaffhausen ein.» Eine Sicht, die, in Anbetracht des einst stolzen Turmes, heute wohl nur wenige teilen dürften.

  • Das alte Postgebäude an der Bahnhofstrasse um 1903 mit dem markanten Glockenturm. Bild: Foto Koch/Stadtarchiv Schaffhausen
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  • Das Bogentor in der Vorstadt. Bild: Fotografierter Farbdruck, Zeichnung J. Nohl/Stadtarchiv Schaffhausen
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  • Einst war er eines der markantesten Gebäude der Stadt: Der Fronwagturm. Bild: Stadtarchiv Schaffhausen
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  • Musste trotz Widerstand aus der Bevölkerung der Bachstrasse weichen: Der Ampelturm am Fusse des Munots anno 1844. Bild: Jakob Nohl/Stadtarchiv Schaffhausen
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  • Der heutige gekröpfte Turm der Post mit einem Walmdach ist weniger hoch, das Gebäude schlichter. Bild: Yves Keller, Schaffhausen24
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Yves Keller, Schaffhausen24