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Kultur
20.12.2021
20.12.2021 17:51 Uhr

Prachtbrücke am Rhein

Reproduktion einer Darstellung von Christian v. Mechel.
Reproduktion einer Darstellung von Christian v. Mechel. Bild: zVg./ Stadtsarchiv Schaffhausen
In dieser Serie blickt der «Bock» auf einstige Ereignisse, Bauten und Errungenschaften in der Region Schaffhausen zurück. Eine architektonische Meisterleistung war seinerzeit die «Grubenmann’sche Rheinbrücke», die Schaffhausen mit Feuerthalen verband.

Der berühmte Teufener Unternehmer und Baumeister Hans Ulrich Grubenmann erhielt Mitte des 18. Jahrhunderts den Auftrag zum Bau einer neuen Holzbrücke über den Rhein bei Schaffhausen. Sein erster Vorschlag einer Bogenbrücke von 119 Metern war dem Stadtrat aber zu unsicher, weshalb dieser vom Ostschweizer Baumeister verlangte, einen Pfeiler in der Mitte des Flusses zu berücksichtigen. Darauf entwarf Hans Ulrich Grubenmann eine Brücke mit zwei Bogen und einem Mittelpfeiler. 1758 wurde das neue Werk mit für die damalige Zeit eindrücklichen Zahlen eingeweiht: Für den Bau der Brücke wurden Tannen aus dem rund 100 Kilometer entfernten Bregenzer Wald verwendet. Diese wurden auf Ledischiffen über den Bodensee und rheinabwärts bis nach Schaffhausen transportiert. Gemäss schriftlicher Überlieferungen wurden für den Bau der Brücke über 400 grosse Tannen gebraucht. Zum Decken des Daches wurden zudem 400 000 Holzschindeln verwendet. 

Feuer der Begeisterung

Nach Fertigstellung erlangte die Grubenmannbrücke bis weit über die Kantons- und Landesgrenzen hinaus Bekanntheit. Viele Reiseberichte und Malereien von Künstlern sorgten dafür, dass das Meisterwerk rasch in ganz Europa einen Namen hatte. Allzu lange sollte die Brücke aber nicht Bestand haben, denn bereits rund 40 Jahre später fiel sie den Kriegswirren zum Opfer. 1799 verloren die Franzosen die Schlacht bei Stockach und flohen vor den österreichischen Truppen. Um diese an einer Verfolgung zu hindern, flüchteten die Franzosen über die Grubenmannbrücke und fackelten sie kurzerhand ab. Über fünf Stunden soll die Brücke gebrannt haben. Während des Rückzuges der Franzosen bombardierten die Österreicher von Schaffhausen aus die fliehenden Franzosen in Feuerthalen und zerstörten dabei zahlreiche Häuser. An drei Gebäuden mahnen noch heute Kanonenkugeln an das damalige Bombardement. Eine Kugel steckt beispielsweise in der Fassade der reformierten Kirche, eine andere in der Wand eines Hauses am Rheinufer östlich der heutigen Brücke.

Nach dem Brand der Grubenmannbrücke passierte lange Zeit nichts und die Bevölkerung wurde mit Fähren über den Rhein befördert. Erst sechs Jahre nach dem Brand wurde eine neue Brücke gebaut. Diese war bedeutend weniger spektakulär, dafür hatte sie deutlich länger Bestand und wurde erst 1961 durch die heutige breitere Rheinbrücke ersetzt. Das originale, von Hans Ulrich Grubenmann gefertigte Modell der Brücke ist heute noch im Museum zu Allerheiligen zu bewundern. 

Yves Keller, Schaffhausen24